SOS-Kinderdorf: Missbrauchsvorwürfe gegen Gründer Gmeiner
Autor: Agentur dpa
, Donnerstag, 23. Oktober 2025
Glaubwürdige Vorwürfe um mutmaßliche Übergriffe im SOS-Kinderdorf belasten das Ansehen der Organisation. Eine umfassende Prüfung früherer Fälle bringt neue Details ans Licht.
Gegen den Begründer von SOS-Kinderdorf, Hermann Gmeiner, existieren laut Informationen der Kinderhilfsorganisation glaubwürdige Missbrauchsvorwürfe. Das äußerte eine Sprecherin von SOS-Kinderdorf Österreich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Demnach soll Gmeiner (1919-1986) mutmaßlich sexuelle und körperliche Übergriffe begangen haben. Die Anschuldigungen gegen Gmeiner beziehen sich auf acht ehemalige Kinder und Jugendliche an vier Kinderdorf-Standorten in Österreich. Die Übergriffe sollen zwischen den 1950er und den 1980er Jahren stattgefunden haben, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation in Innsbruck.
Keine Gerichtsurteile: Betroffene erhalten Entschädigungszahlungen
Die Betroffenen hätten bereits in den vergangenen Jahren Opferschutzverfahren durchlaufen und hätten Entschädigungszahlungen erhalten, hieß es. Die mutmaßlichen Fälle seien zwar nicht durch Gerichtsurteile bestätigt, aber durch glaubwürdige und plausible Schilderungen, sagte die Sprecherin. Die Fälle seien bereits intern dokumentiert gewesen, seien aber erst jetzt im Zuge einer umfassenden Aufarbeitung von anderen Missbrauchsvorwürfen ans Licht gekommen.
Ausgehend von einem Bericht der Wiener Wochenzeitung "Falter" waren in den vergangenen Wochen eine Reihe von mutmaßlichen Übergriffen von SOS-Kinderdorf-Mitarbeitern aus den vergangenen Jahren bekannt geworden.
Gmeiner engagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg für Kinder in Not. Im Jahr 1951 wurde das erste SOS-Kinderdorf für verwaiste und verlassene Kinder im österreichischen Imst in Tirol eröffnet. Mittlerweile betreut die Organisation weltweit Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern können.