Was beim G7-Gipfel erreicht wurde - und was nicht
Autor: Sebastian Kunigkeit, Ansgar Haase und Michael Fischer, dpa
, Mittwoch, 18. Juni 2025
Nach der Abreise Trumps kann es bei G7 keine Durchbrüche mehr geben. Trotzdem hat Gastgeber Kanada etwas vorzuweisen. Eine Bilanz des Gipfels, bei dem der Zusammenhalt des Westens auf dem Spiel stand.
Trotz der vorzeitigen Abreise von US-Präsident Donald Trump und mangelnder Erfolge bei zentralen Streitthemen haben mehrere G7-Staaten ihren Gipfel in Kanada positiv bewertet. «Dieser G7-Gipfel ist weitaus erfolgreicher, als ich es am Anfang gedacht habe», sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Kananaskis. Er verwies darauf, dass eine Einigung auf einvernehmliche Erklärungen zu sieben Themen gelungen sei. Der kanadische Premierminister Mark Carney als Gastgeber habe die Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte zusammengehalten, lobte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Selbst US-Präsident Donald Trump, der den Gipfel mit seiner vorzeitigen Abreise durcheinanderwirbelte und aus dem Flugzeug gegen Macron keilte, pries den Gipfel: «Ich habe es geliebt. Und ich denke, wir haben viel erledigt bekommen.» Konkret nannte er dann aber nur die beim Treffen in den Rocky Mountains verkündeten Fortschritte bei seinem Handelspakt mit Großbritannien - was eigentlich aber nichts mit dem G7-Gipfel zu tun hat.
Die Nichtregierungsorganisation Oxfam warf den G7 mit Blick auf die Gipfelergebnisse dagegen vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Die Staatengruppe habe ihre Chance verpasst, Druck für Frieden im Nahen Osten zu machen, teilte Oxfam mit - und prangerte mangelnde Fortschritte bei Klimaschutz und Entwicklungshilfe an.
Was also kann die Staatengruppe nach dem Gipfel in den Rocky Mountains vorweisen - und was blieb auf der Strecke?
Was erreicht wurde:
Das G7-Format ist nicht tot
Immerhin: Der erste G7-Gipfel in Trumps zweiter Amtszeit ist nicht in einem ganz großen Debakel geendet. Das klingt nach wenig, war aber vorab nicht ausgemacht angesichts der großen Differenzen zwischen dem US-Präsidenten und seinen Kollegen. Man erinnere sich daran, wie Trump in seiner ersten Amtszeit den Kanada-Gipfel der Gruppe von 2018 platzen ließ, indem er seine Zustimmung zur Abschlusserklärung nachträglich zurückzog. Ein Fiasko dieser Größenordnung konnte Gastgeber Carney vermeiden. Der Westen ist noch (zumindest eingeschränkt) gesprächsfähig.
Das ist auch deshalb wichtig, weil ein Großteil der Runde sich schon nächste Woche beim Nato-Gipfel in Den Haag wieder trifft, wo unter dem Druck Trumps ein neues Nato-Ziel für Verteidigungsausgaben beschlossen werden soll. Da geht es letztlich um nicht weniger als die Frage, ob die USA weiter als Schutzmacht für Europa bereitstehen.