Rada legt Abstimmungstermin für Selenskyjs neues Gesetz fest
Autor: dpa
, Freitag, 25. Juli 2025
Der ukrainische Präsident Selenskyj beugt sich dem massiven Druck und stellt die Unabhängigkeit der Anti-Korruptionsbehörden wieder her. Künftig will er für Staatsdiener dafür Lügendetektortests.
Nach scharfer Kritik soll das ukrainische Parlament am kommenden Donnerstag über den von Präsident Wolodymyr Selenskyj eingereichten Gesetzentwurf zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Anti-Korruptionsbehörden abstimmen. Die Novelle solle sofort in Eilform angenommen werden, schrieb Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk am Mittag bei Facebook. Selenskyj will dafür künftig vermehrt Lügendetektortests für bestimmte Staatsdiener.
Stefantschuk schrieb weiter, er befürworte zudem eine unverzügliche Unterzeichnung des Gesetzes. Zum Einlenken Selenskyjs im Umgang mit den Anti-Korruptionsbehörden hieß es von der EU-Kommission, man begrüße «die Tatsache, dass die ukrainische Regierung Maßnahmen ergreift». Man arbeite mit Kiew zusammen, um sicherzustellen, dass die Bedenken der Kommission berücksichtigt würden.
Lügendetektortests für Staatsdiener
Kurz nach dem Einreichen des neuen Gesetzentwurfs zur Arbeit der Anti-Korruptionsbehörden in das Parlament am Donnerstag erklärte Selenskyj, künftig sollten alle Mitarbeiter mit Zugang zu Staatsgeheimnissen Lügendetektortests unterzogen werden. Das sei notwendig, um einen russischen Einfluss in den staatlichen Stellen auszuschließen. Selenskyj sprach von «regelmäßigen Kontrollen».
Der Präsident hatte in den vergangenen Tagen den Anti-Korruptionsbehörden «russischen Einfluss» vorgeworfen. Razzien mit Festnahmen ihrer Mitarbeiter sowie die am Mittwoch von ihm unterschriebene Unterstellung der Behörden unter die Generalstaatsanwaltschaft hatte er unter anderem damit begründet.
«Jeder, der Zugang zu Staatsgeheimnissen hat – und das gilt nicht nur für das NABU und die SAP, sondern auch für das Staatliche Büro für Ermittlungen, unsere nationale Polizei – muss sich einem Lügendetektortest unterziehen», hieß es von Selenskyj.
Schon bisher gab es solche Tests, aber nicht in der nun geplanten Dichte. Das NABU teilte am Donnerstagabend mit, dass laut dem Gesetzentwurf nicht der Geheimdienst SBU die Tests führe, sondern eine verwaltungsinterne Kontrollstelle. Der auf der Rada-Seite veröffentlichte Text spricht aber bei der ersten Kontrolle nach Inkrafttreten des Gesetzes explizit vom SBU. Alle nachfolgenden Kontrollen sollen mindestens alle zwei Jahre durch interne Kontrollorgane erfolgen.
Zuverlässigkeit von Lügendetektoren umstritten
Lügendetektoren, auch Polygraphen genannt, beruhen auf der Annahme, unbewusste körperliche Reaktionen wie Puls, Blutdruck, Atemfrequenz oder Hautleitfähigkeit könnten Aufschluss darüber geben, ob eine Person die Wahrheit sagt. Über Elektroden wird etwa der Schweiß an den Händen registriert. Bei sachverständiger Bedienung durch Psychologen mit spezieller Ausbildung sollen die Messdaten anzeigen, ob eine Person bei bestimmten Fragen angespannt ist – was als Indiz für eine Lüge gewertet werden kann.