Schlappe für Wilders - Aber rechte Parteien weiter stark
Autor: Annette Birschel und Christoph Driessen, dpa
, Mittwoch, 29. Oktober 2025
Die Niederlande haben gewählt: Nach den ersten Prognosen ist der Rechtspopulist Geert Wilders nicht mehr stärkste Kraft. Dennoch rückt das Land nicht nach links. Gibt es eine stabile Regierung?
Geert Wilders wirkte blass, müde und erloschen. Der 62 Jahre alte radikal-rechte Populist der Niederlande kassierte bei der Parlamentswahl ersten Prognosen zufolge eine Niederlage. Er kommt demnach mit seiner Partei für die Freiheit (PVV) nur noch auf 25 der 150 Sitze im Parlament und ist damit nicht mehr stärkste Kraft. Stattdessen sind die linksliberalen Demokraten 66 (D66) der großen Sieger mit 27 Mandaten - dreimal so viel wie vor zwei Jahren.
Der Sieg ist dem 38 Jahre alten Spitzenkandidaten Rob Jetten und seiner positiven Botschaft und seinem jugendlichen Elan zu verdanken. Er hat nun die besten Aussichten, neuer Ministerpräsident zu werden. Jetten hatte das Ende der Ära Wilders prophezeit: «20 Jahre haben wir uns Ihren griesgrämigen Hass anhören müssen, ohne dass etwas gelöst wurde», sagte er dem Populisten beim Abschluss der Kampagne ins Gesicht.
Von Wilders Niederlage profitierten die linken Parteien allerdings nicht. Das rot-grüne Bündnis GroenLinks-PvdA mit dem früheren EU-Kommissar Frans Timmermans an der Spitze musste sogar Verluste hinnehmen. Timmermans (64) kündigte noch am Wahlabend seinen Rücktritt als Parteiführer an. Den Christdemokraten gelangen mit 19 Sitzen ein Comeback - 2023 waren sie noch zur Splitterpartei herabgesunken.
Schwierige Koalitionsverhandlungen werden erwartet
Für viele ist es eine Erleichterung, dass Wilders mit seiner Ein-Mann-Partei - er selbst ist das einzige Mitglied - nicht mehr die stärkste Kraft ist. Doch damit hat das Land noch keine stabile Regierung. Die Verhandlungen könnten lange dauern - vor zwei Jahren waren es sieben Monate. Nach dem vorläufigen Ergebnis hätte eine Mitte-Rechts-Koalition von vier Parteien unter Rob Jetten die besten Chancen auf eine stabile Mehrheit.
Die niederländischen Wählerinnen und Wähler haben nach übereinstimmender Meinung von Analysten in jedem Fall zum überwiegenden Teil deutlich gemacht, dass sie genug haben von Chaos und Streit. Sie wollen, dass die Parteien zusammenarbeiten und drängende Probleme angehen wie Wohnungsnot, Probleme bei Asyl und Migration, hohe Kosten für Gesundheit, Schadstoffemissionen der Landwirtschaft, Klimaschutz. Und genau das hat der frühere Klimaminister Rob Jetten versprochen.
Wilders' größter Triumph liegt erst zwei Jahre zurück
Wie anders war die Lage noch vor zwei Jahren: Geert Wilders tanzte, fasste sich ungläubig in den platinblond gefärbten Haarschopf. Es war unfassbar - 37 Sitze für seine PVV. Diesen erdrutschartigen Sieg hatte keiner vorhergesagt. Es war sein größter Triumph und seine Chance, endlich mitzuregieren.
Die Spitzenkandidatin der rechtsliberalen VVD, Dilan Yesilgöz, hatte das möglich gemacht. Sie hatte die Brandmauer eingerissen, die ihr Vorgänger, der langjährige Premier und heutige Nato-Generalsekretär Mark Rutte, errichtet hatte.