Treffen zu Ukraine-Krieg in Istanbul: Worauf einigten sich die Parteien?
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Istanbul, Freitag, 16. Mai 2025
Nach drei Jahren Krieg reden Moskau und Kiew wieder miteinander über ein Ende der Kampfhandlungen. Zugleich bremst der Kreml beim Verhandlungsprozess. Und in Europa werden die Drohungen lauter.
Nach langem Hin und Her haben sich erstmals seit über drei Jahren russische und ukrainische Unterhändler getroffen, um über ein Ende des Krieges zu diskutieren. Nach weniger als zwei Stunden waren die Gespräche allerdings bereits beendet. Immerhin endete das Treffen trotz offensichtlich großer Differenzen nicht mit einem Eklat.
Bereits die Bilder von der Eröffnung der Verhandlungen in der Bosporus-Metropole Istanbul zeigten, wie die beiden Delegationen weit voneinander entfernt saßen. Der türkische Außenminister Hakan Fidan, der die Gespräche formell mit der Begrüßung beider Abordnungen einleitete, fungierte als Puffer zwischen den Verhandlungstischen im Dolmabahce-Palast. Fidan forderte in seiner Eröffnungsrede einen schnellen Waffenstillstand und unterstrich damit eine zentrale Forderung der Ukrainer.
Treffen zwischen Russland und der Ukraine - noch keine Waffenruhe vereinbart
Am Ende konnte dies nicht durchgesetzt werden. Zunächst sei ein Austausch von Kriegsgefangenen vereinbart worden, wie der Leiter der ukrainischen Verhandlungsdelegation und Verteidigungsminister, Rustem Umjerow, mitteilte. Jeweils 1.000 Soldaten beider Kriegsparteien sollen in ihre Heimat zurückkehren. Es wäre der größte Gefangenenaustausch seit Beginn des Krieges. Es ist jedoch auch das einzige bekannte Ergebnis des Gesprächs.
Ohnehin hatten die wenigsten Beobachter mit einer schnellen Einigung gerechnet, da Russen und Ukrainer mit unterschiedlichen Vorgaben in die Verhandlungen gegangen sind: Kiew möchte vor allem eine rasche Waffenruhe aushandeln, um das Blutvergießen zu beenden. Anschließend sollen die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden geklärt werden.
Dass die Waffenruhe das wichtigste Thema für Kiew war, bestätigte Umjerow auch nach der Verhandlungsrunde. Darüber hinaus sei es um einen möglichen Gipfel zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin gegangen, teilte er mit. Ergebnisse zu diesen Punkten konnte er nicht präsentieren.
Moskau zufrieden mit Gesprächen und will weiter reden
Russland seinerseits hatte darauf bestanden, dass es bei den Verhandlungen um die "Beseitigung der Ursachen des Konflikts" gehe, wie das Außenministerium in Moskau zu Beginn der Verhandlungen noch einmal klarstellte. Solche Gespräche müssten deutlich länger dauern – und in der Zwischenzeit würde weitergekämpft werden.
Trotzdem zeigte sich der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski zufrieden mit der Gesprächsrunde. Moskau sei zu weiteren Verhandlungen bereit – auch über eine Waffenruhe. "Wir haben vereinbart, dass alle Seiten ihre Sicht einer möglichen Waffenruhe vorstellen und detailliert aufschreiben", sagte er nach dem Ende des Treffens. Anschließend würden die Verhandlungen fortgesetzt. Einen konkreten Zeitplan nannte er nicht.