Rückt Frieden näher? Die Knackpunkte nach dem Ukraine-Gipfel
Autor: Ulf Mauder, Anna Ringle, Andrej Sokolow und Andreas Hoenig, dpa
, Dienstag, 19. August 2025
Der Angriffsbefehl kam aus dem Kreml. Dennoch empfängt der US-Präsident zuerst Russlands Staatschef in Alaska - und erst dann den ukrainischen Präsidenten. Was hat der Gipfel in Washington gebracht?
Es ist zwar noch kein Frieden in Sicht. Aber zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor fast dreieinhalb Jahren zeichnet sich ein umfassender Verhandlungsprozess mit allen Beteiligten ab. Bereits am Freitag sprachen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in Alaska direkt miteinander. Nun folgte ein Treffen Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern in Washington. Was hat dieser Gipfel konkret gebracht - und was ist noch offen?
Kommt es zu einem Treffen von Putin und Selenskyj?
Danach sieht es aus. Der US-Präsident verkündete, er habe damit begonnen, ein Zweiertreffen der beiden Präsidenten vorzubereiten. Ort und Zeit sind bislang unbekannt. Die Begegnung soll aber nach Angaben von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) innerhalb der nächsten beiden Wochen stattfinden. Danach - so Trumps Plan - soll ein Dreiertreffen mit ihm selbst folgen.
Offensichtlich ist dieser Plan aber noch nicht fix. Nach einem Telefonat Trumps mit Putin sprach der Kreml zunächst nicht von einem Treffen auf Präsidentenebene. Zwar hat Putin bereits mehrfach erklärt, dass er bereit sei zu einem Treffen mit Selenskyj, allerdings nannte er dabei stets als Bedingung, dass grundlegende Fragen vorab geklärt sein müssten. Selenskyj sagte dagegen im Weißen Haus erneut, dass er Putin treffen und auch Trump gern dabeihaben wolle.
Wie können Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen?
Mit sogenannten Sicherheitsgarantien können Staaten oder internationale Organisationen einem Land verbindliche Zusagen geben, um dessen Schutz zu gewährleisten und es vor externen Bedrohungen zu schützen. Im Fall der Ukraine bergen vor allem zwei Varianten Konfliktpotenzial:
- Zusicherungen nach dem Vorbild des Artikels 5 des Nato-Vertrages: Dieser Artikel besagt, dass Bündnispartner im Fall eines Angriffs auf die Unterstützung der Alliierten zählen können und eine Attacke auf ein Mitglied als ein Angriff auf alle gewertet wird. Nato-Generalsekretär Mark Rutte betonte in Washington, dass es zwar nicht um eine volle Mitgliedschaft der Ukraine in der Allianz gehe, aber Artikel-5-ähnliche Zusicherungen weiterhin auf dem Tisch seien. Was sie umfassen sollen, werde nun im Detail besprochen.
- Friedenstruppen für die Ukraine: Rutte, Merz und auch Trump ließen offen, wie genau eine solche Truppe aussehen könnte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von «Rückversicherungstruppen auf dem Meer, in der Luft und am Boden», die von den Verbündeten der Ukraine zur Verfügung gestellt werden könnten.
Für Macron gehört auch eine robuste ukrainische Armee, die jedem Angriff standhalten könne, zu den notwendigen Sicherheitsgarantien. Ähnlich klang es auch bei Selenskyj. Rutte unterstrich im US-Sender Fox News, dass Russland nach einem Friedensabkommen nie wieder versuchen dürfe, auch nur eine Quadratmeile ukrainischen Bodens zu ergattern.
Was sagt Moskau dazu?
Putin hatte nach seinem Treffen mit Trump in Alaska zwar auch von Sicherheitsgarantien für die Ukraine gesprochen, diesen Punkt aber nicht näher ausgeführt. Das russische Außenministerium bekräftigte am Tag der Gespräche in Washington, dass Russland keine Truppen aus Nato-Staaten zur Friedenssicherung nach einem Waffenstillstand in der Ukraine akzeptieren werde. Bei solch einem Szenario drohe eine Eskalation und der Konflikt zu einer globalen Konfrontation zu werden, hieß es aus Moskau.