Rebellische Nonnen besetzen Kloster in Goldenstein - nach Flucht aus Altenheim
Autor: Agentur dpa
Elsbethen, Montag, 20. Oktober 2025
Ein besetztes Kloster und Zehntausende Instagram-Fans: Viele Menschen unterstützen die Ordensschwestern von Goldenstein. Doch im Hintergrund schwelt ein juristischer Kirchen-Konflikt
"Wir erleben jeden Tag Wunder", sagt Schwester Bernadette. Seit sechs Wochen besetzt sie mit zwei weiteren betagten Ordensfrauen das ehemalige Kloster im Schloss Goldenstein in Österreich. Sie berichten von einer Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft - auch aus Deutschland. Ihr Status bleibt zwar ungeklärt, doch eine Zwangsräumung müssen sie vorerst nicht fürchten.
Über den bewaldeten Bergen um Goldenstein in Elsbethen bei Salzburg hängt schon herbstlicher Nebel, doch im Klostergarten blühen noch einzelne Rosen. Hier hatten Schwester Bernadette (88), Schwester Regina (86) und Schwester Rita (82) jahrzehntelang gelebt und in der angeschlossenen Mittelschule gearbeitet, bevor sie in ein Altenheim verlegt wurden - gegen ihren Willen, wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagen.
"So gerührt": Ordensschwestern fliehen aus Altenheim und besetzen Kloster
Anfang September nahmen sie aus dem Heim Reißaus, ließen ihr leerstehendes Kloster aufsperren und richteten sich dort wieder ein. Dadurch gerieten sie in Konflikt mit dem für sie zuständigen Ordensleiter und sorgten für internationale Aufmerksamkeit in den Medien.
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Bernadette gleitet mit einem Treppenlift hinab zum Gebet in die Kapelle, die zwei anderen Augustiner-Chorfrauen brauchen trotz ihres Alters keine Hilfe. Der Lift wurde von einer Firma aus dem nordhessischen Neukirchen vor Kurzem gespendet und eingebaut. Die Kapelle ist mit Blumen geschmückt. Eine ehemalige Schülerin der Nonnen, die einen Blumenladen betreibt, hat dafür gesorgt.
"Ich bin halt so gerührt", sagt Schwester Rita. Sie wird emotional, wenn sie von der Zuneigung spricht, die den Nonnen von Schülerinnen, Freunden und bislang Unbekannten entgegenschlägt. "Das stärkt halt einfach", sagt die ehemalige Erzieherin der Mittelschule, die die Nonnen in Goldenstein betrieben hatten.
Helferinnen und Helfer haben einen Instagram-Kanal für die Chorfrauen eingerichtet. Etwa 70.000 Follower verfolgen so ihr Leben - vom Beten bis zum Knödel-Kochen von Bernadette, die früher in der Schule Kochlehrerin war. Auf einem Spendenkonto sind mehr als 21.000 Euro eingegangen. Vor wenigen Tagen wurde eine Pflegerin für die drei Frauen organisiert.
Schwerer Konflikt mit Stifts-Leiter - Keine Räumung in Sicht
Doch hinter der scheinbaren neuen Idylle in Goldenstein steht ein schwerer Konflikt zwischen den Schwestern und dem Leiter des nahegelegenen Augustiner-Stifts Reichersberg, der für die Nonnen zuständig ist. Der Leiter, Propst Markus Grasl, hat sie dazu aufgerufen, in das Altenheim zurückzukehren; die drei Frauen haben Grasl und einen weiteren Kirchenmann bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.