Lungenerkrankungen in China: WHO gibt Update zu Erregern - auch fast jeder zehnte Deutsche krank
Autor: Agentur dpa, Redaktion
Peking, Freitag, 24. November 2023
In China breiten sich Lungenerkrankungen rasant aus, besonders bei Kindern. Auch in Deutschland ist die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen stark angestiegen.
Update vom 24.11.2023: China informiert WHO über Erreger - Viele Atemwegserkrankungen in Deutschland
Nach der ungewöhnlichen Häufung von Atemwegserkrankungen bei Kindern in China hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Rücksprache mit chinesischen Behörden vorerst Entwarnung gegeben. In einer Telefonkonferenz habe die chinesische Gesundheitsbehörde am Donnerstag betont, dass sie keine ungewöhnlichen oder neuen Krankheitserreger oder ungewöhnliche Krankheitsbilder entdeckt habe, berichtete die WHO am Abend in Genf.
Die Erkrankungen gingen auf mehrere bekannte Atemwegserreger zurück, darunter Rhinoviren, RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) und Mykoplasmen-Infektionen (Mycoplasma pneumoniae), berichteten die chinesischen Behörden der WHO. Dabei handelt es sich um zellwandlose Bakterien, die nur bei Menschen vorkommen und weltweit verbreitet sind. Sie können vor allem bei Kindern und Jugendlichen Tracheobronchitis oder Lungenentzündung auslösen. Weil die Bakterien zellwandlos sind, haben sie eine Resistenz gegen bestimmte Antibiotika, können nach Angaben der WHO mit anderen Antibiotika aber problemlos behandelt werden. Verschleppen sollte man Lungenentzündungen auf keinen Fall: Dies kann schnell lebensbedrohlich werden.
Hinsichtlich der Ausbreitung von Atemwegserkrankungen in China sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aber aktuell keine akute Gefahr für Deutschland. "Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es sich um eine saisonale Häufung mit bekannten Erregern handelt, also keine neuen Erreger, keine besondere Gefahr, insbesondere auch keine Gefahr für Europa", sagte der SPD-Politiker am Freitag auf Nachfrage in Berlin.
Die WHO hatte Informationen von China eingefordert, nachdem eine Häufung von Atemwegserkrankungen im Norden Chinas bekannt geworden war. Medien hatten über eine Häufung nicht diagnostizierter Lungenentzündungen unter Kindern in der Region berichtet. Die Nationale Gesundheitskommission Chinas führt die Zunahme solcher Erkrankungen im Land auf die Verbreitung bekannter Erreger nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen zurück. Auch in anderen Ländern wie Deutschland hatte es danach besonders starke Wellen von Erkältungskrankheiten gegeben.
Und tatsächlich gibt es auch in Deutschland dieses Jahr wieder sehr viele Atemwegserkrankungen: Die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen ist hierzulande laut einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts bei Menschen unter 60 Jahren zum Teil deutlich gestiegen. Insbesondere für Kleinkinder und Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren melden die Experten für die vergangene Woche einen starken Anstieg im Vergleich zur Woche davor. Allerdings liegt die Inzidenz bei Kleinkindern immer noch deutlich unter den Werten des Vorjahreszeitraums und befindet sich "auf dem Niveau der vorpandemischen Saisons". Bei den ab 60-Jährigen seien die Fallzahlen gesunken. Die Daten stammen aus der stichprobenartigen Überwachung schwerer akuter Atemwegsinfektionen an Kliniken.
Bei Kindern wurden den Angaben zufolge am häufigsten Infektionen mit dem Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) diagnostiziert. Ein deutlicher Anstieg der RSV-Diagnosen bei Kleinkindern in den vergangenen Wochen könnte demnach auch auf vermehrte Tests nach Einführung einer bundesweiten RSV-Meldepflicht zurückzuführen sein. Die Rate RSV-positiver Proben in der virologischen Überwachung sei noch niedrig.
Insgesamt geht das RKI für die Vorwoche von etwa 7,2 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus, unabhängig, ob der Patient oder die Patientin beim Arzt war oder nicht. Hinweise auf eine beginnende Grippewelle gibt es laut Bericht bisher noch nicht.