Putins Medienspektakel: Kremlchef stellt sich Bürgerfragen
Autor: dpa
, Donnerstag, 14. Dezember 2023
Zum ersten Mal seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine stellt sich Putin bei einem großen Medienspektakel Anliegen von Bürgern. Mehr als anderthalb Millionen Fragen wurden eingereicht.
Nach einer kriegsbedingten Pause im Vorjahr wird Russlands Präsident Wladimir Putin heute erstmals wieder eine große Pressekonferenz abhalten. Die Fragerunde für Journalisten wird als Medienspektakel des Staatsfernsehens mit der TV-Show «Der direkte Draht», bei dem Bürger ihre Probleme schildern können, zur Sendung «Ergebnisse des Jahres» verknüpft.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass die Fragerunde gegen Mittag Moskauer Zeit beginnen werde. Schon vorab berichteten Staatsmedien, dass mehr als anderthalb Millionen Fragen eingereicht worden seien.
Die Aufmerksamkeit für das mediale Großereignis ist nicht nur wegen Putins vernichtenden Angriffskrieges gegen die Ukraine groß. Es ist das erste Mal seit Beginn der Invasion, dass er sich in einem solchen TV-Format äußert. Der Kremlchef will am 17. März auch zum fünften Mal zum Präsidenten gewählt werden. Dafür hatte er eigens die Verfassung ändern lassen.
Die Fragen der Menschen
Traditionell liefen die Pressekonferenz und die Bürgersprechstunde getrennt voneinander. Dabei kommen immer wieder die vielen Probleme des Landes wie Armut, soziale Not, Klagen über die Gesundheitsversorgung und fehlende Infrastruktur zur Sprache. Putin, der das Land seit mehr als einem Vierteljahrhundert führt, nutzt die Bürgersprechstunde immer wieder, um sich als Problemlöser und Kümmerer darzustellen. Kritiker werfen ihm vor, dass immer wieder dieselben Fragen kämen - ohne Besserung einer Lage.
Soziologen des unabhängigen russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada haben ermittelt, dass die meisten Menschen gern von Putin wissen würden, wann der Krieg endet. Sie hatten zuletzt auch in repräsentativen Befragungen festgestellt, dass immer mehr Russen für den Beginn von Friedensverhandlungen sind.
An zweiter Stelle stünden Fragen zur Rente und ihrer Höhe an Putin, hieß es in der Anfang Dezember veröffentlichten Lewada-Umfrage. Viele Senioren fragten demnach, wann sie endlich «ein normales Leben» führen könnten. An dritter Stelle liege die Frage an Putin: «Wann wird es normale Gehälter geben?» Wer in Russland einen ganzen Monat in Vollzeit arbeitet, erhält im Schnitt nur einige Hundert Euro umgerechnet.
Geplant sind etwa drei Stunden Sendezeit. Allerdings sagte Putins Sprecher Peskow, dass es keine Zeitbegrenzung gebe. Im Stadtzentrum sind in Kremlnähe im Zuge massiver Sicherheitsvorkehrungen mehrere Straßen gesperrt.