Putin und Selenskyj: Was spricht gegen ein rasches Treffen?
Autor: Friedemann Kohler, dpa
, Mittwoch, 20. August 2025
Die Ukraine und Russland sind von einem Kriegsende weit entfernt. Einer von vielen Gründen: Der Kremlchef nimmt den jüngeren Staatschef in Kiew nicht für voll.
Binnen zwei Wochen sollen sich Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen - das war die hoffnungsvolle Botschaft von US-Präsident Donald Trump nach seinen Spitzentreffen in Alaska und Washington. Doch dass Putin angeblich zu einem solchen Treffen bereit ist, weiß die Welt nur aus Trumps Worten.
Selenskyj fordert seit langem eine Begegnung mit Putin, um ein Ende von dessen dreieinhalbjährigem Angriffskrieg gegen die Ukraine zu erreichen. Doch der Kremlchef müsste über seinen Schatten springen, er baut hohe Hürden für ein Treffen auf. Fragen und Antworten zu einem schwierigen Verhältnis:
Wie ist die persönliche Chemie zwischen den beiden?
Sie existiert nicht. Der Geheimdienstoffizier Wladimir Putin (72) herrscht seit einem Vierteljahrhundert zunehmend autoritär über sein Riesenreich. Er versteht den Zerfall der Sowjetunion als Kränkung und hat eine Rechnung mit dem Westen offen. Er will Russland zur Ordnungsmacht auf dem europäischen Kontinent machen, da stört eine unabhängige Ukraine.
Selenskyj (47) war erfolgreicher Komiker und Fernsehmacher, bevor er 2019 in die Politik ging. Seine Regierungsbilanz war gemischt. Doch als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, ließ er sich nicht in die Flucht schlagen und wurde weltweit zum Gesicht des ukrainischen Widerstands.
Sind sich Putin und Selenskyj schon einmal begegnet?
Ja, und das lief nicht gut. Es war 2019 in Paris, und Selenskyj war kurz zuvor gewählt worden wegen seines Versprechens, mit Moskau eine Verständigung zu finden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) saßen mit am Tisch.
Dieses sogenannte Normandie-Quartett sollte den seit 2014 von Russland geschürten Konflikt in der Ostukraine beilegen. Doch Putin ließ den Ukrainer auflaufen und machte keine Zugeständnisse.
Wie stellt die russische Propaganda Selenskyj dar?
Seit der Krieg läuft, haben Putin und die Moskauer Führung Selenskyj in den schwärzesten Farben gemalt. Putin nannte ihn eine «toxische Figur». In der Ukraine herrschten Nazis, hieß es aus dem Kreml, obwohl Selenskyj jüdischer Herkunft ist. Der ukrainische Präsident wurde als drogensüchtig, als willenlose Marionette des Westens verunglimpft.