Steinmeier und Merz lehnen Polens Reparationsforderungen ab
Autor: Ulrich Steinkohl, Michael Fischer und Doris Heimann, dpa
, Dienstag, 16. Sept. 2025
Der polnische Präsident Nawrocki bringt beim Antrittsbesuch in Berlin erneut Reparationsforderungen vor. Die Antwort von Bundespräsident Steinmeier und Kanzler Merz fällt negativ aus.
Polens neuer Präsident Karol Nawrocki ist beim Antrittsbesuch in Berlin mit seiner Forderung nach Reparationen für die Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg abgeblitzt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wies sie - wie früher auch schon - entschieden zurück. Er erklärte, diese Frage sei «aus deutscher Sicht rechtlich abschließend geklärt», wie seine Sprecherin Cerstin Gammelin auf der Plattform X schrieb. Die Förderung des Gedenkens und Erinnerns bleibe aber ein gemeinsames Anliegen.
Auch im anschließenden Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz brachte der polnische Präsident die Forderung vor. Der Kanzler habe die deutsche Position bekräftigt, hieß es aus Regierungskreisen.
Nawrocki hält Reparationsfrage für offen
Nawrocki schrieb nach den Gesprächen auf der Plattform X, es sei dabei um Sicherheitsherausforderungen für die Region, die Zukunft der EU und «die Wiedergutmachung für das Polen während des Zweiten Weltkriegs zugefügte Unrecht» gegangen. Der «Bild»-Zeitung hatte er unmittelbar vor seinem Eintreffen in Berlin gesagt: «Die Frage der Reparationen ist natürlich nicht rechtlich abgeschlossen.»
Der polnische Präsident zeigte sich in dem Interview «fest davon überzeugt, dass wir mit dem Bundeskanzler und mit Herrn Bundespräsidenten zu einer Einigung kommen werden». Er beharrte auf deutsche Zahlungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro. «Das ist die einzige Zahl, die ihren Bezugspunkt in einer sehr tiefgreifenden, fundierten wissenschaftlichen Forschung hat.»
Die rechtskonservative Partei PiS, der Nawrocki nahesteht, hatte in ihrer Regierungszeit zu dieser Frage eine Parlamentskommission eingesetzt. Diese bezifferte vor drei Jahren in einem Gutachten die Reparationshöhe mit eben diesen 1,3 Billionen Euro.
Merz versichert Polen Beistand gegen russische Bedrohung
Steinmeier begrüßte seinen rechtskonservativen Kollegen mit militärischen Ehren vor dem Schloss Bellevue. Nach dem obligatorischen Eintrag ins Gästebuch führten beide ihr Gespräch miteinander. Anschließend fuhr Nawrocki weiter ins Kanzleramt zum Meinungsaustausch mit Merz.
Merz versicherte Nawrocki die Solidarität Deutschlands beim Schutz vor der Bedrohung aus Russland. Der Kanzler habe in dem Gespräch im Kanzleramt unterstrichen, dass Deutschland «fest und unverbrüchlich» an der Seite Polens stehe, teilte der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Hille mit. Die gemeinsame Sicherung des Ostseeraums und der Nato-Ostflanke habe «hohe Priorität».