Polen plant ab Montag Kontrollen an Grenze zu Deutschland
Autor: dpa
, Dienstag, 01. Juli 2025
Der Ärger über die deutschen Grenzkontrollen ist im östlichen Nachbarland hochgekocht. Nun reagiert Polen mit eigenen Kontrollen. Wie lange die bleiben, soll vom Vorgehen der Bundesregierung abhängen.
Als Reaktion auf deutsche Grenzkontrollen wird Polen vorübergehend eigene Kontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Eine entsprechende Anordnung des Innenministeriums trete ab kommendem Montag in Kraft, sagte Regierungschef Donald Tusk bei einer Kabinettssitzung in Warschau. Auch an der Grenze zum östlichen Nachbarn Litauen soll künftig kontrolliert werden.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verteidigte die deutschen Grenzkontrollen zur Bekämpfung von irregulärer Migration gegen die wachsende Kritik aus den Nachbarländern. «Wir müssen zurzeit Grenzkontrollen machen, weil der Schutz der europäischen Außengrenzen nicht hinreichend gewährleistet ist», sagte der CDU-Chef nach einem Treffen mit dem luxemburgischen Ministerpräsidenten Luc Frieden in Berlin. SPD-Politiker warfen Merz vor, sich beim Thema Grenzkontrollen nicht ausreichend mit den europäischen Partnern abgestimmt zu haben.
Dagegen befürchtet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ein «Pingpong-Spiel» an der Grenze, bei dem Deutschland künftig Menschen zurückweise, während polnische Grenzschützer diese dann nicht annehmen beziehungsweise an Deutschland zurückweisen könnten.
Dobrindt: Es wird kein «Pingpong-Spiel» geben
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte, es werde kein «Pingpong-Spiel» an der Grenze geben. Er habe seinem polnischen Amtskollegen, Tomasz Siemoniak, angeboten, auf deutscher Seite gemeinsame Grenzkontrollen durchzuführen. In Polen kursierten Gerüchte, die jeder Grundlage entbehrten, dass von deutscher Seite Migranten, die irgendwo in Deutschland aufgegriffen würden und bei denen keinerlei Zusammenhang mit Polen bestehe, an die Grenze und dann nach Polen geschickt würden. Diese Falschmeldungen würden von «radikalen Aktivisten» verbreitet, sagte der Minister weiter.
Ein Sprecher der EU-Kommission verwies darauf, dass Kontrollen an den Binnengrenzen unter bestimmten Bedingungen möglich seien.
Tusk: Habe deutsche Seite vorgewarnt
Regierungschef Tusk machte deutlich, Polen reagiere auf das Vorgehen der Bundesregierung. «Ich habe die deutsche Seite bereits im März vorgewarnt und mehrfach mit dem neuen Kanzler darüber gesprochen.» Die bisherige geduldige Haltung seines Landes gegenüber den einseitigen Kontrollen könne durch die geänderte Praxis, dass nun auch Menschen nach Polen zurückgeschickt werden, nicht mehr aufrechterhalten werden.
Dauer der Kontrollen hängt von Deutschlands Schritten ab
Auch den voraussichtlichen Zeitraum der polnischen Kontrollen machte Tusk von Entscheidungen der Bundesregierung abhängig. Eigentlich sollten die deutschen Kontrollen im September enden, es gebe aber Informationen, wonach sie noch verlängert werden sollten, sagte der Regierungschef. «Unsere Antwort darauf wird ebenfalls symmetrisch sein. Die Zeit ist endgültig vorbei, in der Polen nicht angemessen auf bestimmte Maßnahmen reagiert.»