Präsident Macron in Regierungskrise immer mehr unter Druck
Autor: dpa
, Dienstag, 07. Oktober 2025
Macron hat dem zurückgetretenen Premier eine 48-Stunden-Frist gesetzt, um einen Ausweg aus der politischen Krise zu finden. Dabei gerät der Präsident zunehmend selbst in die Bredouille.
In der Regierungskrise in Frankreich gerät Präsident Emmanuel Macron immer stärker unter Druck. Während der zurückgetretene Premier Sébastien Lecornu mit den Parteispitzen Beratungen über einen Ausweg aus der Krise aufnahm, gehen bisherige Vertraute vom Präsidenten klar auf Distanz zu ihm. So rief Macrons früherer Premierminister Édouard Philippe (2017-2020) den Präsidenten zum Rücktritt auf. Die seit sechs Monaten andauernde Krise dürfe nicht bis zur Präsidentschaftswahl in eineinhalb Jahren verlängert werden, sagte Philippe, der selbst bei der Wahl 2027 antreten will, dem Sender RTL.
Auch der ehemalige Premierminister Gabriel Attal (Januar-September 2024) kritisiert Macron offen. «Ich verstehe die Entscheidungen des Präsidenten nicht mehr», sagte Attal am Montagabend dem Sender TF1. Erst habe Macron im Sommer 2024 die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen, «und seitdem gibt es Entscheidungen, die den Eindruck erwecken, dass er mit aller Kraft an der Macht festhalten will», sagte Attal, der ebenfalls Ambitionen hegt, für das höchste Staatsamt zu kandidieren.
Macron hat Rücktritt bislang ausgeschlossen
Rücktrittsforderungen hatte Macron nach dem Rückzug des Premiers bereits von Frankreichs Linkspartei und den Rechtsnationalen von Marine Le Pen erhalten. Einen Rücktritt hatte Macron aber auch jüngst noch kategorisch ausgeschlossen und betont, er sei direkt vom Volk gewählt und werde sein Amt bis zum regulären Ende im Frühjahr 2027 ausüben.
Allerdings hatte er am Montag angekündigt, dass er «seine Verantwortung übernehmen» werde, falls die Bemühungen von Lecornu zur Lösung der Politikkrise scheiterten. Es wird davon ausgegangen, dass Macron dann die Nationalversammlung auflöst und Neuwahlen ausruft. Denn ein weiterer Regierungschef könnte schnell in die Lage seiner Vorgänger geraten. Keines der politischen Lager hat in der französischen Nationalversammlung eine Mehrheit.
Ein Datum für mögliche Neuwahlen scheint es bereits zu geben: Die Präfekten hätten bereits die inoffizielle Anweisung erhalten, sich darauf vorzubereiten, am 16. und 23. November Parlamentswahlen zu organisieren, berichtete das Enthüllungsblatt «Le Canard enchaîné».
Erst mal verschaffte sich Macron aber nach dem überraschenden Rücktritt von Lecornu am Montag Luft und beauftragte ihn, bis Mittwochabend letzte Gespräche mit den politischen Kräften zur Stabilisierung des Landes zu führen und einen Ausweg aus der Krise zu finden.
Lecornu traf sich am Morgen mit den Parteivorsitzenden von Macrons Mitte-Bündnis sowie den Vorsitzenden der beiden Kammern des Parlaments. Am Nachmittag und Mittwochfrüh werde er sich mit Verantwortlichen der übrigen Parteien beraten, erklärte Lecornu. Le Pens rechtes Rassemblement National (RN) und die Linkspartei La France Insoumise (LFI) schlugen die Einladung aus.