Fünf Favoriten auf die Papst-Nachfolge - so geht es jetzt im Vatikan weiter

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Während die Weltgemeinschaft um den verstorbenen Papst Franziskus trauert, haben im Vatikan die Vorbereitung für die Nachfolgerwahl begonnen. Fünf Favoriten stehen im Mittelpunkt des Konklaves, das vermutlich Anfang Mai startet.

  • Tod von Papst Franziskus und Beginn der Sedisvakanz
  • Ablauf und Bedeutung des bevorstehenden Konklaves
  • Deutsche Kardinäle nehmen an der Papstwahl 2025 teil
  • Fünf Favoriten und Erwartungen an den neuen Papst

Nach dem Tod von Papst Franziskus beginnt eine klar geregelte Abfolge von Ereignissen im Vatikan, die in der Wahl eines neuen Papstes kulminiert. Diese Zeit wird als "Sedisvakanz" bezeichnet, was wörtlich "leerer Stuhl" bedeutet. Franziskus, der mehr als zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche stand, war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren in seiner Residenz verstorben. Der gebürtige Argentinier hatte nur einen letzten Wunsch.

Wie geht es nach dem Tod von Papst Franziskus weiter?

Während Gläubige weltweit trauern, übernimmt der Camerlengo (Kardinalkämmerer) - derzeit Kardinal Kevin Farrell - vorübergehend die Verwaltung des Heiligen Stuhls. Dies umfasst die offizielle Verkündigung des Tods des Papstes und die Zerstörung des päpstlichen Siegels und des Fischerrings, um Missbrauch zu verhindern. Auch die Privatgemächer von Papst Franziskus werden versiegelt. Sofort beginnt die neuntägige Trauerzeit, die sogenannte "Novendiale", während der im Petersdom täglich Messen für den Verstorbenen abgehalten werden.

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Der Leichnam des katholischen Kirchenoberhaupts ruht am Dienstag, 22. April 2025, in der Kapelle seiner Residenz, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Vermutlich am Mittwoch wird er in den Petersdom überführt. Der Körper des verstorbenen Papstes ist in der Kapelle seiner Residenz Santa Marta im Vatikan aufgebahrt. An dem offenen Sarg können Kardinäle, Mitglieder der Kurie und Angestellte des Vatikans Abschied nehmen. Der Sarg steht in der Kapelle vor einem Altar, an dem Franziskus häufig die Frühmesse gefeiert hatte. Der verstorbene Papst trägt nach Angaben des Vatikans ein rotes Gewand und eine weiße Bischofsmitra. Um die gefalteten Hände ist ein Rosenkranz gewickelt, so die dpa.

Im Laufe der Woche wird der Leichnam in den Petersdom überführt, wo dann Gläubige aus aller Welt am offenen Sarg Abschied nehmen können. Als Termin für die Beisetzung ist vor allem der kommende Samstag (26. April 2025) im Gespräch. Der genaue Termin wird von einem Kollegium aus Kardinälen festgelegt, ebenso wie der Termin der Beisetzung. Für die große Trauerfeier ist insbesondere der Samstag im Gespräch. Dazu werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Auch US-Präsident Donald Trump habe der dpa zufolge sein Kommen angekündigt. Papst Franziskus hatte festgelegt, dass er in der Basilika Santa Maria Maggiore und nicht im Petersdom beigesetzt werden möchte.

Vorbereitung auf das Konklave beginnt

Verstirbt das Oberhaupt der katholischen Kirche beginnt im Vatikan nicht nur eine festgelegte Abfolge von Ritualen und organisatorischen Schritten, die den Übergang zur Wahl eines neuen Papstes regeln. Parallel dazu beginnt auch die Vorbereitung auf das Konklave (Papstwahl), das 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes einberufen wird. Während dieser Zeit treffen die wahlberechtigten Kardinäle unter 80 Jahren aus aller Welt im Vatikan ein. Es gibt insgesamt 138 wahlberechtigte Kardinäle.

Sie werden in der Domus Sanctae Marthae, einer abgeschotteten Residenz im Vatikan, untergebracht. Während des Konklaves, das in der Sixtinischen Kapelle stattfindet, sind sie von der Außenwelt vollständig isoliert. Die Wahl beginnt mit einer Messe zur Anrufung des Heiligen Geistes, bevor die Kardinäle in die Kapelle eintreten und das berühmte Extra omnes ("alle anderen raus") verkündet wird.

Die Wahl selbst erfolgt geheim und erfordert eine Zweidrittelmehrheit. Jeder Kardinal gibt seine Stimme schriftlich ab, wobei die Stimmzettel nach jeder Abstimmung verbrannt werden. Schwarzer Rauch signalisiert eine erfolglose Abstimmung, während weißer Rauch und Glockenläuten die Wahl eines neuen Papstes anzeigen. Sollte nach mehreren Abstimmungsrunden keine Einigung erzielt werden, kann das Prozedere geändert werden, um eine Entscheidung zu beschleunigen, zum Beispiel durch Einschränkung der Kandidatenliste.

So liefen die vergangenen drei Papstwahlen

Die zurücklegenden drei Papstwahlen in den Jahren 2013, 2005 und 1978 waren geprägt von historischen Momenten und einzigartigen Umständen.

Die kürzesten Papstwahlen der Geschichte ereigneten sich in jüngerer Zeit, da moderne Abläufe und Vereinbarungen den Prozess beschleunigen. Ein Beispiel ist die Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005. Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 begann das Konklave am 18. April desselben Jahres – lediglich 16 Tage nach dem Tod des Vorgängers. Bereits am zweiten Tag des Konklaves, im vierten Wahlgang, wurde Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt. Die Verkündung Habemus Papam erfolgte am 19. April 2005, nur 17 Tage nach dem Tod seines Vorgängers, was die Effizienz und die klare Unterstützung der Kardinäle für Ratzinger widerspiegelte.

Neuer Papst wird 267. Pontifex

Im Gegensatz dazu gab es historisch auch extrem lange Papstwahlen. Die längste dokumentierte Wahl ereignete sich 1268 bis 1271 und dauerte fast drei Jahre. Nach dem Tod von Papst Clemens IV. im November 1268 konnten sich die Kardinäle nicht auf einen Nachfolger einigen was zu einer der politisch turbulentesten Perioden in der Geschichte der Kirche führte. Um die Entscheidung zu erzwingen, wurden die Kardinäle in der Stadt Viterbo eingesperrt, und es wurden drastische Maßnahmen ergriffen, wie die Einschränkung ihrer Versorgung mit Nahrung und Wasser. Schließlich wurde Gregor X. im September 1271 gewählt, was diese Wahl zur längsten Papstwahl der Geschichte machte. Dieses Extrembeispiel führte zur Einführung strengerer Regeln für Papstwahlen, um ähnliche Verzögerungen in Zukunft zu verhindern.

Ein neu gewählter Papst wird unmittelbar gefragt ob er die Wahl annimmt, und wählt seinen päpstlichen Namen. Er wird dann in eine spezielle Sakristei, die sogenannte Sala delle Lacrime Raum der Tränen geführt, wo er sich auf seine erste öffentliche Erscheinung vorbereitet. Kurz darauf tritt er auf die Loggia des Petersdoms, wo der Kardinaldiakon die berühmten Worte "Habemus Papam verkündet." Der neue Papst segnet dann die versammelte Menge.

Die Wahl eines neuen Papstes ist nicht nur ein spiritueller, sondern auch ein politischer Prozess. Die Kardinäle berücksichtigen dabei sowohl die Herausforderungen der Kirche als auch die globalen Erwartungen. Papst Franziskus hat durch die Ernennung vieler Kardinäle aus Afrika, Asien und Lateinamerika die Vielfalt im Kollegium erheblich gesteigert, was möglicherweise die Wahl eines Papstes aus diesen Regionen beeinflussen könnte. Die Entscheidung wird jedoch streng geheim gehalten, um jegliche externe Einflussnahme zu vermeiden.

Deutsches Kardinalstrio im Konklave

Dieser gesamte Ablauf ist tief in Traditionen verwurzelt und spiegelt die historische Bedeutung und den globalen Einfluss des Papsttums wider. Die Wahl des neuen Papstes wird nicht nur von der katholischen Kirche, sondern auch von der weltweiten Öffentlichkeit mit Spannung erwartet. Der neue Papst wird als 267. Pontifex nicht nur der spirituelle Führer von 1,4 Milliarden Katholiken sein, sondern auch eine bedeutende moralische Stimme in internationalen Fragen.

Drei deutsche Kardinäle nehmen am Konklave 2025 zur Wahl des Nachfolgers von Papst Franziskus teil. Sie gehören zu den wahlberechtigten Mitgliedern des Kardinalskollegiums, da sie das Alterslimit von 80 Jahren nicht überschritten haben:

Beginn der Papstwahl wohl Anfang Mai

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte im ZDF-"heute journal", Franziskus habe durch die Art, wie er frei und mutig agiert habe, den Kern des christlichen Glaubens für viele sichtbar gemacht. Als Nachfolger werde nun jemand gebraucht, der "verbinden kann, die Menschen zusammenführen kann - eine Person, die auch geistlich geprägt ist, die vom Evangelium her kommt, wie es Papst Franziskus auch war". Weitere Bücher über Papst Franziskus findest du auf Amazon.*

Marx gehört zu den drei deutschen Kardinälen, die im Konklave den neuen Papst mitwählen werden (siehe oben). Insgesamt sind es nach aktuellen Stand 135 Kardinäle aus aller Welt unter 80 Jahren. Das Wahlgremium dürfte Anfang Mai in der Sixtinischen Kapelle zusammenkommen. 

Die Kardinäle aus aller Welt wurden - auch zur Vorbereitung des Konklaves - vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, nach Rom einberufen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. An Sitzungen wie der heutigen nehmen alle Kardinäle teil, die bereits in Rom eingetroffen sind, wie das Portal "Vatican News" berichtete. 

Wer wird Franziskus' Nachfolger? 5 Favoriten bei der Papstwahl

Die fünf Favoriten auf die Papstwahl 2025 umfassen Kandidaten aus verschiedenen Regionen der Welt, die jeweils unterschiedliche Stärken und Perspektiven einbringen.

Katholische Laien: Kurs der Öffnung sollte fortgesetzt werden

Unterdessen hofft die Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, dass der nächste Papst den von Franziskus eingeschlagenen Weg der Öffnung fortsetzen wird. "Wir wünschen uns, dass ein Papst gewählt wird, der die Türen, die Papst Franziskus aufgestoßen hat, weiter öffnet. Wir brauchen eine Führungspersönlichkeit, die mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Schritt hält", sagte Stetter-Karp der Deutschen Presse-Agentur.

Sollte ein Konservativer gewählt werden, so wäre das nach ihren Worten für die katholische Kirche in Deutschland eine große Herausforderung. "Wir sind uns natürlich bewusst, dass es Kräfte in der katholischen Kirche gibt, die ganz anders voranschreiten wollen, die die Macht der Kleriker bewahren wollen, die in einer zu großen Freiheit der Gläubigen Gefahren für die Einheit der Kirche sehen", sagte Stetter-Karp. "Dieses Risiko gibt es, und es ist nicht klein."

Sollte es dazu kommen, müsse man sehen, wie man damit umgehen würde: "Aber es würde dann sicher deutlich schwerer für die deutsche Kirche." Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist die Vertretung der Laien, der Nicht-Kleriker in den örtlichen Pfarrgemeinden. Zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz hatte das ZdK 2019 einen Reformprozess initiiert, den Synodalen Weg. Dieser hatte in der römischen Kurie - der Zentralverwaltung in Rom - jedoch erhebliche Widerstände hervorgerufen, wobei es zuletzt wieder zu einer Annäherung gekommen war. Auch Papst Franziskus hatte den Kurs keineswegs vorbehaltlos unterstützt. Umfragen haben immer wieder gezeigt, dass die große Mehrheit der Gläubigen in Deutschland auf eine Reform der Kirche drängt, etwa auf mehr Rechte für Frauen und eine Liberalisierung der katholischen Sexualmoral.

In Franken haben viele Menschen auf die Nachricht vom Tod des Papstes reagiert. Besonders in Bamberg wurde um das Kirchenoberhaupt getrauert (zum Video). Kirchenvertreter würdigten Franziskus als "Geschenk für die Kirche" und als einen Papst, der durch seine Bescheidenheit und Nähe zu den Menschen beeindruckte. sl/mit dpa

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