Pakistan nimmt etwa 280 Afghanen aus Aufnahmeprogrammen fest
Autor: dpa
, Donnerstag, 14. August 2025
Mehr als 2.000 Menschen aus Afghanistan warten in Pakistan auf ihre Ausreise nach Deutschland. Zuletzt wurden Dutzende von ihnen in die Heimat abgeschoben.
Pakistan hat in den vergangenen Tagen etwa 280 Afghanen festgenommen, die auf ihre Ausreise nach Deutschland gewartet haben. Von ihnen wurden nach dpa-Informationen 35 bereits nach Afghanistan abgeschoben. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es dazu: «Die Bundesregierung steht sowohl über die Deutsche Botschaft Islamabad als auch in Berlin in hochrangigem Kontakt mit der pakistanischen Regierung, um die Lage schnellstmöglich zu klären.»
Derzeit warten mehr als 2.000 Afghanen im Rahmen der verschiedenen Aufnahmeprogramme in Pakistan auf eine Ausreise nach Deutschland. Sie sind ehemalige Ortskräfte oder gelten als besonders gefährdet. Da die deutsche Botschaft in Kabul seit dem Fall Afghanistans an die islamistischen Taliban im August 2021 geschlossen ist, durchlaufen sie in Pakistan ein Prüfverfahren. Allein bis zum Gespräch mit den Sicherheitsbehörden vergehen oft Monate.
Bundesregierung bemüht sich um Freilassung der Gefangenen
Erstes Ziel sei es, den Schutz und die Sicherheit der besonders gefährdeten Personen zu gewährleisten, heißt es aus dem Auswärtigen Amt weiter. Zudem solle den Abgeschobenen eine Rückkehr nach Pakistan unter Einhaltung der dortigen aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen ermöglicht werden. «Bei besonders gefährdeten Personen, die durch pakistanische Behörden festgenommen wurden, bemühen wir uns um deren Freilassung und deren fortgesetzte Betreuung durch unseren Dienstleister vor Ort.»
Aus dem Bundesinnenministerium (BMI) hieß es auf Anfrage, für Einzelprüfungen befänden sich seit Kurzem wieder Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Pakistan. Dies habe Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) im Rahmen seiner Sommertour mitgeteilt. Derzeit findet nach Angaben des BMI eine Einzelfallprüfung für jede Person statt, die sich in den Aufnahmeprogrammen aus der letzten Wahlperiode für afghanische Staatsangehörige befindet. Dabei gehe es zunächst um die Frage, ob es eine rechtsverbindliche Aufnahmezusage für Deutschland gebe.
Afghanen in Pakistan sagten der dpa, es habe am Mittwoch Razzien in mehreren Unterkünften gegeben. Diese dauerten auch am Donnerstag an. Ein Besitzer eines Gästehauses in Islamabad sagte, sieben Familien seien in seiner Unterkunft festgenommen worden. In einem anderen Gästehaus wurden nach Angaben eines Wächters neun Familien am Donnerstag von Behörden mitgenommen. Ein Sprecher der Polizei in Islamabad sagte, man wolle die Razzien gegen Afghanen in den kommenden Wochen und Monaten fortführen - auch in den Gästehäusern.
Bewohner fürchten weitere Verhaftungen - auch Journalist in Abschiebelager
Der dpa liegen auch Aussagen eines Afghanen vor, der bereits in die Grenzstadt Peschawar gebracht wurde. Ein anderer Bewohner der Gästehäuser berichtete von Familien, die aus Furcht vor weiteren Verhaftungen bereits ihre Koffer gepackt hätten. Laut Reporter ohne Grenzen hat die pakistanische Polizei auch einen Journalisten mit Aufnahmezusage sowie seine Familienmitglieder bereits am Mittwoch in ein Abschiebelager gebracht. Die Organisation forderte die Bundesregierung auf, sich für seine Freilassung einzusetzen.
Es war nicht unmittelbar klar, ob die Geschehnisse mit den allgemeinen Maßnahmen Pakistans gegen Migranten und Flüchtlinge aus Afghanistan zusammenhängen oder sich gezielt gegen Afghanen im deutschen Aufnahmeprogramm richten. Es ist davon auszugehen, dass die pakistanischen Behörden wissen, in welchen Gästehäusern sich Afghanen befinden, im deutschen Aufnahmeprogramm sind.