Namibias Präsident Hage Geingob ist tot
Autor: dpa
, Sonntag, 04. Februar 2024
Einst wurde Hage Geingob als brillanter Denker und einer der Gründerväter des unabhängigen Namibias verehrt. Doch während seiner Präsidentschaft blätterte sein Ruhm stetig ab.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen Präsidenten Namibias, Hage Geingob, als prägenden Staatsmann seines Landes gewürdigt. Vor dem Hintergrund der deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia vor mehr als 100 Jahren hob Steinmeier hervor, Geingob habe «trotz der schweren Belastung unserer Geschichte (...) den Weg der Aussöhnung mit Deutschland beschritten». Deutschland bleibe «dem Weg der Versöhnung mit Namibia und der Aufarbeitung des von Deutschland verübten Völkermords verpflichtet».
«Namibia verliert einen großen und prägenden Staatsmann», schrieb Bundespräsident Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an Geingobs Witwe. Er erinnerte an Geingobs jahrzehntelangen Kampf für «die Befreiung Namibias vom Joch der Apartheid». «Er prägte die demokratische Verfassung seines Landes und wurde der erste Premierminister Namibias nach der Unabhängigkeit.»
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) drückte sein Beileid aus und erklärte, Deutschland verliere «einen Partner, der sich mit großer Offenheit im Prozess der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte engagiert hat». Steinmeier schrieb über Geingob: «Erst vor drei Monaten telefonierten wir über den Fortgang des Versöhnungsprozesses und er war voller Hoffnung über den erfolgreichen Abschluss der Gemeinsamen Erklärung.»
Nach dem Tod Geingobs ist dessen ehemaliger Vize Nangolo Mbumba als neuer Präsident des südafrikanischen Landes vereidigt worden. Er sei sich der Verantwortung bewusst, die dieses bedeutsame Amt mit sich bringe, sagte Mbumba in der Hauptstadt Windhuk. Er werde den Menschen in Namibia mit «größter Hingabe» dienen.
Mbumba: «Säule des namibischen Hauses»
Hage Geingob starb am frühen Sonntagmorgen in einem Krankenhaus in Windhuk, wie Nangolo Mbumba in sozialen Medien mitteilte. Geingob war 82 Jahre alt. «Die namibische Nation hat einen hervorragenden Diener des Volkes, eine Ikone des Befreiungskampfes, den führenden Architekten unserer Verfassung und die Säule des namibischen Hauses verloren», sagte Mbumba in seiner Erklärung.
Seine Frau Monica und seine Kinder seien im Krankenhaus an seiner Seite gewesen, hieß es in der Mitteilung weiter. Geingob war in dem Privatkrankenhaus in der namibischen Hauptstadt behandelt worden, nachdem Ärzte bei einer Biopsie Krebszellen entdeckt hatten. Das Präsidialamt hatte am 1. Februar mitgeteilt, dass Geingob aus den USA zurückgekehrt sei, wo er eine «neuartige Behandlung gegen Krebszellen» erhalten habe.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa erklärte, Namibia habe einen «außerordentlichen Anführer» verloren. «Präsident Geingob war ein herausragender Veteran von Namibias Befreiung vom Kolonialismus und der Apartheid.»