Attentat auf Kirk - Mutmaßlicher Täter erstmals vor Gericht
Autor: Franziska Spiecker, Khang Mischke und Luzia Geier, dpa
, Mittwoch, 17. Sept. 2025
Der Tod von Charlie Kirk entfaltet in den USA enorme politische Wirkung. Während das Verfahren gegen den mutmaßlichen Attentäter anläuft, wird Kirk von vielen Anhängern schon zum Märtyrer stilisiert.
Viel sagte Tyler Robinson wie erwartet nicht. Nach dem tödlichen Schuss auf den rechten US-Aktivisten Charlie Kirk erschien der mutmaßliche Täter am Dienstag erstmals vor Gericht - und schwieg, abgesehen von der Nennung seines Namens. Die kurze Vorladung erfolgte per Videoschalte und wurde - in den USA keineswegs unüblich - live von zahlreichen Fernsehsendern übertragen.
Der 22-Jährige sitzt im Bundesstaat Utah in Haft, wo sich die Tat am vergangenen Mittwoch ereignet hatte. Richter Tony Graf informierte ihn über seine Rechte und erklärte, er werde ohne Möglichkeit auf Kaution in Haft bleiben. Anschließend verlas Graf die sieben Anklagepunkte, die der zuständige Staatsanwalt Jeff Gray schon kurz zuvor bei einer Pressekonferenz vorgestellt hatte.
Neben Mord werden Robinson unter anderem Behinderung der Justiz, Zeugenbeeinflussung und eine Gewalttat in Anwesenheit von Kindern zur Last gelegt. Erschwerend komme hinzu, dass er wohl aus politischen Motiven gehandelt habe, sagte Gray. Der Staatsanwalt verwies außerdem auf etliche Beweise, die Robinson belasteten - darunter Textnachrichten, DNA-Spuren an der mutmaßlichen Tatwaffe sowie Auswertungen von Überwachungsvideos.
Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht Robinson die Todesstrafe. Dem Verfahren in Utah könnte eine Anklage auf Bundesebene folgen.
Was zum Motiv bekannt ist
«Ich hatte die Chance, Charlie Kirk auszuschalten, und ich werde sie nutzen.» Diese Notiz soll Robinson laut Behörden unter seiner Tastatur hinterlassen haben. Entdeckt wurde sie demnach von der Person, mit der Robinson zusammenlebte und eine Liebesbeziehung führte.
Robinsons Mutter erklärte Gray zufolge, bei der Person handle es sich um eine Transperson - also jemanden, der sich nicht mit dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifiziert. Der Staatsanwalt ging auf das Thema aber nicht näher ein und sagte lediglich, der Person sei bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeschrieben worden. Auf die Nachfrage eines Reporters des konservativen US-Senders Fox News, ob Transgender-Themen bei der Tat eine Rolle gespielt hätten, gab Gray keine weiteren Details preis.
Nach dem Fund der Notiz kam es den Ermittlern zufolge zu einem schriftlichen Austausch, in dem Robinson die Tat gegenüber der Person einräumte, mit der er zusammenlebte. Unter anderem erklärte er demnach, er habe «genug von diesem Hass». Er bat zudem darum, belastende Nachrichten zu löschen und gegenüber Polizei und Medien zu schweigen. «Ich hatte gehofft, dieses Geheimnis bis zu meinem Tod im hohen Alter für mich behalten zu können», soll Robinson geschrieben haben.