G7 präsentiert sich gespalten gegenüber Russland
Autor: Michael Fischer, Christiane Jacke und Ansgar Haase, dpa
, Montag, 16. Juni 2025
US-Präsident Trump startet mit einer Provokation seiner europäischen Bündnispartner in den G7-Gipfel. Deren Hoffnungen auf mehr Druck auf Putin verpasst er zum Auftakt einen Dämpfer.
Zu Beginn des G7-Gipfels in Kanada präsentieren sich US-Präsident Donald Trump und seine europäischen Verbündeten gespalten in ihrer Haltung zu Russland. Während Trump noch vor der ersten Arbeitssitzung den Ausschluss Russlands aus der Gruppe führender Wirtschaftsmächte als «großen Fehler» bedauerte, drängten die Europäer auf härtere Sanktionen, um die Kriegsmaschinerie von Präsident Wladimir Putin zu stoppen. Ob die G7-Mitglieder wenigstens beim Krieg zwischen Israel und dem Iran auf einen gemeinsamen Nenner kommen können, war zum Auftakt der zweitägigen Beratungen vor der Kulisse der kanadischen Rocky Mountains noch völlig offen.
Die Äußerungen Trumps zu Russland können von den Europäern nur als Provokation gewertet werden. Putin war 2014 nach der Annexion der ukrainischen Krim aus der damaligen G8 geworfen worden. Seine Rückkehr gilt seitdem für die Europäer als undenkbar - erst recht nach der Invasion in die Ukraine 2022.
«Es gäbe jetzt keinen Krieg, wenn Russland dabei wäre»
Trump sagte dagegen bei einem Treffen mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney: «Ich glaube, es gäbe jetzt keinen Krieg, wenn Russland dabei wäre.» Es mache die Sache deutlich schwieriger, dass Putin nicht mehr mit am Tisch sitze.
Putin sei sehr beleidigt gewesen, als er aus der Runde verbannt worden sei, sagte Trump weiter. «So wie ich es wäre, so wie Sie es wären, so wie es jeder wäre.» Der Kremlchef spreche deshalb mit niemandem außer mit ihm, betonte Trump. Momentan sei nicht der richtige Zeitpunkt, Russland wieder aufzunehmen, weil in der Zwischenzeit zu viel passiert sei, betonte er. Doch der Ausschluss damals sei falsch gewesen.
Aufnahme Chinas «keine schlechte Idee»
Trump hatte den Ausschluss Russlands in der Vergangenheit bereits vielfach als Fehler bezeichnet und zeitweise für eine Wiederaufnahme des Landes in die Runde geworben. Davon nahm er zuletzt aber Abstand. Auf Nachfrage eines Reporters, ob China als eine der größten Volkswirtschaften der Welt in die Runde aufgenommen werden sollte, entgegnete Trump, dies sei «keine schlechte Idee».
Bisher war es so, dass die G7 als Wertegemeinschaft der großen Demokratien westlicher Prägung gerade aus der Abgrenzung zu Autokratien wie China und Russland ihre Daseinsberechtigung ableitete.
Trump kann sich Putin als Vermittler in Nahost vorstellen
Trump machte seine Sympathien für Putin auch noch auf andere Weise deutlich. In einem Interview des Fernsehsenders ABC äußerte er, dass er sich Putin als Vermittler im Krieg zwischen Israel und dem Iran vorstellen kann: «Ich wäre offen dafür.»