Merz mit Ehefrau Charlotte in Türkei eingetroffen
Autor: Michael Fischer und Mirjam Schmitt, dpa
, Mittwoch, 29. Oktober 2025
Die Türkei ist in vielen Feldern ein unverzichtbar Partner. Das wird der Kanzler bei seinem Antrittsbesuch in Ankara auch deutlich machen. Schon die Zusammensetzung seiner Delegation ist ein Signal.
Die Friedensbemühungen in Gaza, der Ukraine-Krieg und die Steuerung der Migration dürften zu den Hauptthemen des Antrittsbesuchs von Bundeskanzler Friedrich Merz in der Türkei zählen. Am Abend traf der CDU-Chef zu seinem 23-stündigen Aufenthalt in Ankara ein, wo er am Donnerstag Präsident Recep Tayyip Erdogan treffen wird.
Schon mit der Zusammensetzung seiner Delegation setzt er ein Zeichen, dass es sich um mehr als einen Routinebesuch handelt. Mit dabei ist überraschenderweise seine Frau Charlotte. Sie wird am Donnerstag an einem Abendessen mit dem Präsidenten, dessen Frau Emine Erdogan und ihrem Mann teilnehmen. Die Frau des türkischen Präsidenten ist oft an der Seite ihres Mannes zu sehen, sie hält sich meist aber dezent im Hintergrund.
Erster rein bilateraler Besuch mit seiner Frau
Ein rein bilateraler Besuch des Kanzlers in Begleitung seiner Ehefrau ist ungewöhnlich - anders als bei bestimmten Gipfeltreffen und zu besonderen feierlichen Anlässen. So hatte Charlotte Merz ihren Mann in den letzten knapp sechs Monaten seit dem Amtsantritt des Kanzlers zum G7-Gipfel nach Kanada und zur Amtseinführung des Papstes nach Rom begleitet. Außerdem war sie mit ihm bei den Salzburger Festspielen.
Dass er nun erstmals bei einem rein bilateralen Besuch von seiner Frau begleitet wird, ist eine besondere Freundschaftsgeste, die zum Ziel dieses Besuchs passt. Merz will nach vielen holprigen Jahren in den deutsch-türkischen Beziehungen mit harten Auseinandersetzungen über Menschenrechtsverletzungen, inhaftierte Deutsche oder türkische Militäreinsätze in Syrien die strategische Partnerschaft mit der Türkei festigen.
«Wir wollen insgesamt eine Positivagenda»
Den Ton dafür hatte Außenminister Johann Wadephul vor knapp zwei Wochen bei seinem Besuch in Ankara gesetzt. Die Türkei sei ein «strategischer Partner in allen unseren außenpolitischen Belangen und ein guter Freund», sagte er. «Wir wollen insgesamt eine Positivagenda.»
Direkte Kritik etwa am um Umgang mit Opposition und Zivilgesellschaft blieb zumindest auf offener Bühne aus. Unklar ist, inwieweit der neue Haftbefehl gegen den türkischen Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu oder die Themen Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte insgesamt nun beim Merz-Besuch eine Rolle spielen werden. Die Nichtregierungsorganisationen Reporter ohne Grenzen und Human Rights Watch haben klare Worte von Merz gefordert.
Thema Nummer eins: Der Gaza-Konflikt
Merz und Erdogan hatten sich zuletzt vor gut zwei Wochen bei der historischen Friedenszeremonie für Gaza von US-Präsident Donald Trump in Ägypten gesehen. Die damals besiegelte Waffenruhe ist inzwischen brüchig. In der Nacht zu Mittwoch bombardierte Israel Ziele im Gazastreifen, nachdem dort ein israelischer Soldat getötet worden war. Auch wenn die israelischen Streitkräfte die Waffenruhe nun wieder einhalten wollen - die Lage in Gaza dürfte ein dominierendes Thema bei dem Treffen in Ankara sein.