Israel zunehmend isoliert - Hamas schürt Angst um Geiseln
Autor: dpa
, Sonntag, 21. Sept. 2025
Israels Offensive in der Stadt Gaza sorgt weltweit für Kritik. Die Hamas nutzt die Angst in Israel um die Geiseln. Medien zufolge macht London nun ernst und will einen Staat Palästina anerkennen.
Während Israel seine militärische Offensive in der Stadt Gaza mit massiven Angriffen fortsetzt, gerät das Land zunehmend in die internationale Isolation. Als erste G7-Nation will nun auch Großbritannien Medienberichten zufolge einen Staat Palästina anerkennen. Premierminister Keir Starmer werde die Entscheidung noch heute - und damit noch vor dem Beginn der UN-Vollversammlung kommende Woche - verkünden, berichteten unter anderem die BBC und die britische Nachrichtenagentur PA. Derweil forderten in Israel erneut Tausende Menschen ein Ende des Gaza-Krieges.
Ab Dienstag kommen in New York etwa 150 Staats- und Regierungschefs zur Generaldebatte der Vereinten Nationen zusammen. Am Vorabend des größten diplomatischen Ereignisses der Welt ist eine Zwei-Staaten-Konferenz geplant. Die zur G7-Gruppe der großen westlichen Wirtschaftsmächte gehörenden Staaten Frankreich und Kanada sowie Australien, Belgien und weitere Länder hatten im Vorfeld angekündigt, einen Staat Palästina anzuerkennen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) betonte Ende August, dass Deutschland diesem Schritt nicht folgen werde. Israel verurteilt die geplante Anerkennung und sieht darin eine Belohnung für die islamistische Terrororganisation Hamas.
Dass London nun vorprescht, könnte laut Medien mit dem jüdischen Neujahrsfest zu tun haben, das von Montagabend an gefeiert wird. London will demnach vermeiden, dass die Anerkennung an dem Festtag erfolgt. Premierminister Starmer hatte den Schritt im Juli angekündigt, sollte Israel bis zur UN-Vollversammlung sein Vorgehen in Gaza nicht grundlegend ändern. Auch Portugal will schon heute einen palästinensischen Staat anerkennen.
Massenproteste in Israel
Bei Protestkundgebungen in Israel forderten örtlichen Medienberichten zufolge Zehntausende Menschen erneut ein Abkommen zur Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln und ein Ende des Krieges. Angehörige der Geiseln werfen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor, die Geiseln mit der am Dienstag begonnenen Bodenoffensive in der Stadt Gaza zu opfern.
Mit Blick auf das jüdische Neujahrsfest forderte der Vater eines verschleppten Soldaten laut der «Times of Israel» bei einer Kundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv von Netanjahu: «Zeig uns, was jüdische Werte sind. Bring unsere Söhne und Töchter zurück. Nicht mit gefährlichen und sinnlosen Kämpfen, sondern mit einem sofortigen, umfassenden Abkommen». Auch in der Nähe der Residenz von Netanjahu in Jerusalem kam es wieder zu Protesten.
Hamas schürt Angst vor Verschwinden der Geiseln
Die Terrororganisation Hamas setzt gezielt auf die Angst in Israel, dass die Verschleppten infolge der Offensive in der Stadt Gaza für immer verschollen bleiben könnten. Sie veröffentlichte am Samstag ein Bild mit Fotos von 47 Geiseln - unter jedem steht der Name «Ron Arad». Der israelische Soldat Arad war 1986 in einem Kampfflugzeug im Libanon abgestürzt. Er wurde gefangen genommen. Israel gelang es trotz jahrzehntelanger Bemühungen nie, ihn zu befreien. Sein ungeklärtes Schicksal bewegt die Öffentlichkeit bis heute.