Macht winkt für Rechtsaußen: Doch was will Geert Wilders?
Autor: Annette Birschel, dpa
, Mittwoch, 06. Dezember 2023
Der Jubel von Wilders nach seinem Wahlsieg war groß. Nach fast 20 Jahren als Zuschauer kann er nun Regierungschef werden. Nun sucht der Rechtspopulist Partner und wirbt um Vertrauen.
Seit dem großen Sieg für den Rechtspopulisten Geert Wilders wird in Den Haag knallhart gepokert. Wilders gewann vor zwei Wochen 37 der 150 Mandate im Parlament und sucht nun Partner zum Regieren. Doch die Gespräche verlaufen mühsam. Die Akteure kreisen vorsichtig umeinander. Mit einem possierlichen Paarungstanz hat das herzlich wenig zu tun.
Heute wurden die 150 Abgeordneten des Parlaments vereidigt. Doch vorerst können sie noch nicht - wie ursprünglich geplant noch diese Woche - über die Bildung einer Regierung debattieren. Die Gespräche verlaufen so mühsam, dass der beauftragte Sondierer erst nächste Woche seinen Bericht vorlegen will.
Das Misstrauen gegenüber dem 60 Jahre alten radikal rechten Politiker aus der Karnevalshochburg Venlo ist groß. Ebenso groß sind die Zweifel, ob seine Partei für die Freiheit PVV überhaupt eine Regierung bilden kann. Und keiner weiß eigentlich wirklich, was Wilders will.
Option 1 - Radikal rechte Regierung
Wilders will, so sagt er jedenfalls, mit der rechtsliberalen VVD des scheidenden Premier Mark Rutte regieren. Und mit der neuen Mitte-Rechts-Partei Neuer Sozialvertrag NSC sowie der kleineren rechtspopulistischen Bauerbürgerbewegung BBB. Es wäre die rechteste Regierung, die das Land je hatte. Sie hätte aber eine bequeme Mehrheit und die Unterstützung der Wähler der vier Parteien, das ergaben Umfragen.
Bei einem Thema könnten sich die vier sicher schnell einigen: der Migrationsfrage. Alle wollen die drastische Reduzierung vor allem der Zahl der Asylsuchenden. Doch Wilders hat seinen Wählern auch mehr Geld versprochen, weniger Steuern und weniger Kosten für Einkäufe und Krankenkasse. Das kostet Milliarden. Seine möglichen Partner aber wollen keine Schulden machen.
Die Sache hat außerdem einen großen Haken: Die VVD will nicht. Zumindest ziert sich deren Chefin Dilan Yesilgöz (46) noch. Wegen der großen Verluste ihrer Partei, sagt sie, müsse diese nun «bescheiden» sein.
Und auch Pieter Omtzigt (49), Chef der neuen Partei NSC, hat große Bedenken. Wilders braucht aber beide, VVD und NSC, für eine stabile Mehrheit.