Treibende Kraft der Opposition
Machado ist die wichtigste Vertreterin der venezolanischen Opposition. Sie war im vergangenen Jahr die treibende Kraft hinter dem Wahlkampf des Oppositionskandidaten Edmundo González, der die Präsidentenwahl nach Einschätzung der Regierungsgegner und zahlreicher Drittstaaten gewann. Trotz der Betrugsvorwürfe ließ sich der autoritäre Präsident Maduro zum Sieger erklären. González ging daraufhin nach Spanien ins Exil. Auch zahlreiche andere Oppositionelle sind längst ins Ausland geflohen.
Das norwegische Nobelkomitee hatte dann in diesem Oktober verkündet, dass Machado in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Das Komitee sprach ihr den wichtigsten politischen Preis der Erde «für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie» zu.
Vereinzelte Kritik wurde seitdem an Machado laut, weil sie die unter Präsident Donald Trump erhöhte US-Militärpräsenz in der Karibik mit tödlichen Angriffen auf Boote nicht verurteilte. Auf die Frage, ob sie eine Intervention des US-Militärs in Venezuela willkommen heißen würde, entgegnete sie nun, dass manche Leute von der Bedrohung eines Einmarsches in Venezuela redeten. Dabei seien längst russische wie iranische Agenten sowie Terrorgruppen wie die islamistische Hamas ins Land eingedrungen, wo sie mit der Maduro-Führung gemeinsame Sache machten.
Hinzu kämen Guerillas und die Drogenkartelle. «Das hat Venezuela zum kriminellen Zentrum Amerikas gemacht», sagte Machado. «Wir bitten die Welt um Hilfe, um die Einnahmen (der Maduro-Regierung) aus illegalen Aktivitäten zu blockieren. Das ist es, was die Unterdrückungs-Struktur des Regimes stützt.»
Wie geht es für Machado weiter?
Vor ihrer Reise nach Oslo lebte Machado aus Angst um ihr Leben seit mehr als einem Jahr weitgehend im Untergrund. Die venezolanische Staatsanwaltschaft hatte zuletzt angekündigt, Machado als flüchtig zu betrachten, sollte sie das Land verlassen. Bei einer Rückkehr nach Venezuela drohen ihr schwerwiegende Folgen wie die Verhaftung oder ein Einreiseverbot.
Die große Frage ist deshalb, wie es mit Machado nach ihrer Zeit in Oslo weitergehen wird. Das «Wall Street Journal» berichtete, dass es Machados Plan sei, sich zunächst auszuruhen und anschließend durch Europa zu reisen, um Unterstützung für die Opposition in Venezuela zu mobilisieren. Demnach ist auch ein Besuch in der US-Hauptstadt Washington geplant - und schließlich die Rückkehr nach Venezuela.
Machado selbst äußerte sich in Oslo nur vage zu ihren Plänen. Sie schaue von Tag zu Tag, wolle nun aber zunächst einige Stunden mit Kollegen, Freunden und ihren Kindern verbringen, sagte sie. Auch Arztbesuche stünden nach der langen Zeit im Untergrund an. Einige Treffen könnten «sehr nützlich sein» - bevor sie so bald wie möglich nach Venezuela zurückkehren werde, versicherte sie. «Ich werde zurück in Venezuela sein. Daran habe ich keine Zweifel.»
Im Falle der Rückkehr wartet angesichts der Drohungen der Staatsanwaltschaft ein Showdown mit der Maduro-Führung auf Machado. Diese kritisierte die Nobelpreiszeremonie als politische Show. Vizepräsidentin Delcy Rodríguez sagte im Staatsfernsehen: «Das sah aus wie eine Totenwache, es war ein totaler Misserfolg. Die Show ist gescheitert, denn die Dame (Machado) ist nicht erschienen.» Die Auszeichnung für die venezolanische Oppositionsführerin bezeichnete Rodríguez als einen «mit Blut befleckten Preis».