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Lebenslang für Mörder von Abtreibungsarzt


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, Freitag, 02. April 2010

Für den kaltblütigen Mord an dem prominenten US-Abtreibungsarzt George Tiller im vergangenen Mai ist der angeklagte Scott Roeder zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
Foto: Matthias Hoch


Ein Gericht im US-Staat Kansas entsprach damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft, berichtete die Zeitung "The Kansas City Star". Roeder war bereits im Januar der Bluttat in der Stadt Wichita für schuldig befunden worden

Der 67-Jährige Tiller hatte eine von drei Kliniken in den USA geleitet, die auf Schwangerschaftsabbrüche im fortgeschrittenen Stadium spezialisiert sind. Er war seit vielen Jahren Zielscheibe friedlicher und gewalttätiger Proteste von Abtreibungsgegnern.


Roeder hatte vor Verkündung des Strafmaßes noch einmal den Staat und seine Abtreibungsgesetze dafür verantwortlich gemacht, dass er zur Waffe griff. "Hätten die Gerichte gerecht gehandelt, hätte ich Georg Tiller nicht erschossen. Die Schuld für den Tod von Georg Tiller liegt mehr bei dem Staat Kansas als bei mir." Er habe den Abtreibungsarzt "gestoppt, damit er nicht noch ein unschuldiges Baby zerstückeln kann", sagte der Todesschütze weiter.

Roeder war kurz nach der Tat festgenommen worden. Er gestand, den Arzt im Eingangsbereich der Kirche erschossen zu haben, bekannte sich aber nicht schuldig, weil der Mord an dem Abtreibungsarzt in seinen Augen gerechtfertigt war.


Tiller war nach Medienberichten der wohl umstrittenste Abtreibungsarzt der USA. Demnach war bereits 1993 ein Anschlag auf ihn verübt worden, bei dem er Schussverletzungen in beiden Armen erlitt. Mitte der 90er Jahre wurde seine Klinik bei einem Bombenanschlag schwer beschädigt.

Regelmäßig hatten Abtreibungsgegner vor seiner Klinik und seinem Privathaus demonstriert. Wiederholt wurde Tiller unter Polizeischutz gestellt. Er hatte den Berichten zufolge seit den 1970er Jahren Abtreibungen vorgenommen, auch nach der 21. Schwangerschaftswoche, wenn der Fötus bereits als außerhalb des Mutterleibs überlebensfähig eingestuft wird.

Justizminister Eric Holder hatte als Konsequenz anderen Abtreibungskliniken und dessen leitendem Personal Schutzmaßnahmen angeboten. dpa