Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Autor: dpa
, Mittwoch, 28. Februar 2024
Die Ukraine gerät an der Front weiter unter Druck. Russlands Verteidigungsminister Schoigu konstatiert neue Eroberungen und sieht seine Truppen auf dem Weg zum Sieg. Die Entwicklungen im Überblick:
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat von der Eroberung mehrerer Ortschaften im Osten der Ukraine gesprochen. «In der vergangenen Woche wurden die ukrainischen Streitkräfte aus den Ortschaften Pobjeda, Lastotschkyne und Sjewerne vertrieben», sagte er bei einer Sitzung des Ministeriums in Moskau. Die Geländegewinne der russischen Armee seit Jahresbeginn bezifferte er auf 327 Quadratkilometer. Das entspricht etwa der Fläche der Stadt Bremen. Die russischen Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Am Montag hatte die ukrainische Armee einen Rückzug auf neue Verteidigungspositionen westlich der von Russland eroberten Industriestadt Awdijiwka eingeräumt. Dem Sprecher der Gruppierung im Südosten, Dmytro Lychowij, zufolge soll die neue Linie entlang der Dörfer Berdytschi, Orliwka und Tonenke verlaufen.
Schoigu zeigte sich nach der Erstürmung von Awdijiwka siegesgewiss. Die russischen Truppen verbesserten ihre taktischen Positionen sowohl in dem Raum als auch im Norden der Ukraine nahe der Kreisstadt Kupjansk, sagte der 68-Jährige. Täglich verliere die Ukraine seit Jahresbeginn 800 Soldaten, behauptete er. Die ukrainischen Gesamtverluste seit Beginn des Kriegs beliefen sich auf 444.000 Soldaten, sagte er. Unabhängig lassen sich diese Aussagen allerdings nicht überprüfen. Zuletzt hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Zahl der eigenen Verluste mit 31.000 angegeben.
Tatsächlich ist das ukrainische Militär in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Während Russland seine Rüstungsproduktion hochgefahren hat, sind die westlichen Waffen- und Munitionslieferungen erlahmt. Die Ukraine kann wegen des anhaltenden Beschusses ihres gesamten Staatsgebiets nur schwer selbst eine großangelegte Rüstungsproduktion aufbauen. Russland hält einschließlich der bereits seit 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim derzeit rund ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets besetzt.
Ukraine meldet neue russische Raketen- und Drohnenangriffe
Die Ukraine berichtet von neuen russischen Raketen- und Drohnenangriffen in der Nacht zum Dienstag. Von landesweit insgesamt sechs Raketen konnte nur ein Drittel abgefangen werden, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. Von den 13 Drohnen hingegen habe man 11 abwehren können. Betroffen von den Angriffen waren demnach unter anderem die Regionen Charkiw, Sumy und Dnipropetrowsk. Aus Saporischschja und Poltawa wurden Explosionen gemeldet. Über mögliche Opfer ist bisher nichts bekannt.
Unterdessen berichten ukrainische Medien unter Berufung auf den bekannten Militär-Telegramkanal «DeepState» von der angeblichen Besetzung zweier weiterer Dörfer nahe Awdijiwka durch russische Truppen. Die Angaben können bisher nicht unabhängig geprüft werden. Die ukrainische Armee musste die völlig zerstörte Stadt Awdijiwka im östlichen Gebiet Donezk vor rund anderthalb Wochen nach schweren Kämpfen aufgeben. Danach waren auch die Rufe lauter geworden, die derzeit stockende westliche Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land hochzufahren.
An den verschiedenen Frontabschnitten der Ukraine liefern sich russische Angreifer und ukrainische Verteidiger weiterhin erbitterte Gefechte. Im Verlauf des Montags seien 79 Kampfhandlungen registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Frontbericht am Montagabend mit. Die russischen Truppen seien zudem mit 58 Luftangriffen unterstützt worden.