Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Autor: dpa
, Sonntag, 11. Februar 2024
Nach dem Austausch des Oberbefehlshabers setzt Selenskyj den Umbau seiner Armee fort. Dabei überspringt er ranghohe Generäle. Der Überblick.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben zwei neue Stellvertreter für den Oberbefehlshaber des Militärs ernannt - und dabei einige hochrangige Generäle übergangen. «Stellvertreter von Oberbefehlshaber Syrskyj werden Oberst Wadim Sucharewskyj - sein Gebiet sind autonome Systeme und die Entwicklung des Einsatzes von Drohnen für unsere Soldaten - und Oberst Andrij Lebedenko - sein Gebiet sind Innovationen und die technologische Komponente der Armee und der Kampfsysteme», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Damit hat er einer Reihe von Generälen zwei Offiziere niederen Dienstgrads als Vorgesetzte vor die Nase gesetzt.
Selenskyj begründete die Ernennungen mit der Notwendigkeit, neue Technologien beim Militär zu forcieren. Dies diene dazu, die Verluste an der Front zu mindern, sagte der 46-Jährige. Schon nach dem Austausch des Oberkommandierenden hatte Selenskyj einen großangelegten Umbau an der Führungsspitze der Armee angekündigt. Tatsächlich wechselte er auch noch drei Stellvertreter des Generalstabschefs aus. Mit Wolodymyr Horbatjuk, Olexij Schewtschenko und Mychajlo Drapato ernannte er in dem Fall aber drei erfahrene Brigadegeneräle.
Selenskyj erwähnte auch die eigene Produktion von Waffen und Munition. Bei Besprechungen seien die notwendigen Anweisungen erteilt worden, sagte der Staatschef. Die Ukraine leidet wegen der nur noch spärlich fließenden westlichen Waffenhilfe unter einem zunehmenden Munitionsmangel. Die Kooperation mit ausländischen Partnern bleibt nach Angaben Selenskyjs für Kiew aber wichtig. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe er bei einem Telefonat um Waffen der elektronischen Kampfführung, Flugabwehr und Artillerie gebeten, teilte Selenskyj mit.
Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Auch in der Nacht zum Sonntag gab es wieder vielerorts in dem Land Luftalarm. Die ukrainische Luftabwehr berichtete von Shahed-Drohnen, die unter anderem in Richtung der Hauptstadt Kiew flogen. Später gab die Militärverwaltung von Kiew Entwarnung.
Ukraine meldet erneut Dutzende Drohnenangriffe
Die Ukraine hat in der Nacht zum Sonntag erneut Dutzende russische Drohnenangriffe gemeldet. Von den insgesamt 45 Geschossen konnten in verschiedenen Landesteilen 40 abgewehrt werden, wie die ukrainische Luftwaffe am Morgen mitteilte. Betroffen waren demnach unter anderem die Regionen Odessa, Cherson, Mykolajiw sowie Kiew. In der Hauptstadt, die auch dank westlicher Hilfe verhältnismäßig gut mit Luftverteidigungssystemen ausgestattet ist, hätten alle Drohnen rechtzeitig abgeschossen werden können, hieß es. Opfer und Schäden gab es dort laut Behörden keine. Mit Blick auf die Angriffe auf andere Landesteile gibt es dazu noch keine Angaben.
Selenskyj: mehr Abwehrsysteme im Kampf gegen Drohnen
Nach der Abwehr neuer russischer Drohnenangriffe hat Selenskyj einen Ausbau der elektronischen Kampfführung in seinem Land angekündigt. «Wir arbeiten daran, die Effektivität unserer mobilen Einsatztruppen zu erhören und noch mehr Regionen der Ukraine mit Systemen der elektronischen Kampfführung auszustatten», sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Das sei eine der Prioritäten in diesem Jahr.
Pevkur würdigt Deutschlands Ukraine-Politik
Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur hat die Entschlossenheit der Bundesregierung bei der Militärhilfe für die Ukraine gelobt. «Wenn ich die Jahre 2022 und 2024 vergleiche, sehe ich einen deutlichen Wandel in der deutschen Politik zugunsten einer Erhöhung der Unterstützung für die Ukraine», sagte Pevkur der dpa in Tapa. Dass Deutschland in diesem Jahr fast acht Milliarden Euro an Militärhilfe bereitstellen wolle und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch andere Verbündete dazu aufrufe, mehr zu tun, sei eine «sehr positive Veränderung».