Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Autor: dpa
, Samstag, 06. Januar 2024
Ohne ausländische Waffen könnte die Ukraine die russische Invasion nicht abwehren. Präsident Selenskyj rechnet mit weiterer Hilfe. Aus Deutschland ist schon etwas gekommen. Die News im Überblick.
Wenige Wochen vor Beginn des dritten Kriegsjahres hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Soldaten gedankt und ihnen gute Ausrüstung zugesagt. «Die oberste Priorität unseres Staates ist es, immer alles bereitzustellen, was für die Verteidigung der Ukraine und unsere aktiven Operationen notwendig ist», sagte er in Kiew. Er nannte Munition, Drohnen, Ausrüstung und genug Personal.
«Dieses Jahr zu überleben bedeutet, den gesamten Krieg zu überleben», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Freitag. Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 gegen eine groß angelegte russische Invasion. Am Samstag ist der 682. Tag des Krieges.
In der Nacht zum Samstag setzte Russland wieder Kampfdrohnen gegen die Ukraine ein. Die ukrainische Luftwaffe verfolgte deren Flug quer über das Land. Gegen Mitternacht war vor allem das Gebiet Schytomir westlich der Hauptstadt Kiew bedroht. In Moskau wiederum teilte das russische Verteidigungsministerium mit, über dem Schwarzen Meer seien fünf ukrainische Drohnen abgefangen worden. Die Militärberichte waren nicht unabhängig überprüfbar. Ziel eines ukrainischen Angriffs könnte die von Russland 2014 annektierte Halbinsel Krim gewesen sein.
Kiewer Generalstab meldet Gefechte am Boden
An der etwa 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden der Ukraine zählte der Generalstab für Freitag 57 versuchte russische Infanterieangriffe. Das waren etwas mehr als in den vergangenen Tagen. Bei der seit Wochen besonders umkämpften Frontstadt Awdijiwka im Donbass schlugen die ukrainischen Verteidiger demnach 3 Angriffe zurück, weitere 16 in der unmittelbaren Umgebung. Russische Truppen hätten auch versucht, ihre Position bei der fast völlig zerstörten Kleinstadt Marjinka im Gebiet Donezk zu verbessern, hieß es.
Insgesamt hat sich der Frontverlauf seit längerem kaum verändert. Zu diesem Schluss kam auch das britische Verteidigungsministerium in seinem Bericht vom Freitag, gestützt auf Geheimdienstinformationen. Die Russen hätten stellenweise kleinere Fortschritte erzielt. «In der vergangenen Woche waren die Bodenkämpfe entweder durch eine statische Frontlinie oder allmähliche, lokale Vorstöße Russlands an wichtigen Frontabschnitten gekennzeichnet», hieß es.
Im Nordosten hätten russische Truppen in der Nähe von Kupjansk eine «große, aber nicht schlüssige Offensive» fortgesetzt, schrieben die Briten auf der Plattform X (früher Twitter). Im Norden des ostukrainischen Gebiets Donezk habe die Ukraine ihre Frontlinie trotz kleinerer Angriffe um Bachmut gehalten. Die Stadt Awdijiwka sei weiterhin stark umkämpft, während die Russen in der Kleinstadt Marjinka ihre Ende Dezember erzielten Gewinne ausgebaut hätten.
Selenskyj dankt dem Partner Türkei
Selenskyj betonte im Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Rolle der Türkei als Partner in der Schwarzmeerregion. «Wir haben gemeinsame Projekte, die bereits erfolgreich waren; und in diesem Jahr müssen wir noch mehr tun, um unsere Staaten und unsere Völker zu stärken», sagte Selenskyj nach einem Telefonat mit Erdogan. Die Sicherheit im Schwarzen Meer wie auch die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln hingen von der ukrainisch-türkischen Zusammenarbeit ab.