Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Autor: dpa
, Sonntag, 05. November 2023
Neben dem Abwehrkampf gegen Russland zieht die Ukraine auch Reformen durch. Deshalb hofft sie auf baldige Verhandlungen über einen EU-Beitritt. Die News im Überblick.
Nach dem Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew stellt sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr ein. «Heute habe ich positive Signale von der Präsidentin der EU-Kommission gehört hinsichtlich unseres Fortschrittes für einen Start der Verhandlungen», sagte Selenskyj in einer abendlichen Videobotschaft.
Von der Leyen hatte der Ukraine zuvor bei ihrem sechsten Besuch seit der russischen Invasion vor gut 20 Monaten Reformerfolge bescheinigt. «Sie führen einen existenziellen Krieg, und gleichzeitig sind Sie dabei, Ihr Land tiefgreifend zu reformieren», sagte sie bei einer Pressekonferenz zu Selenskyj. Von der Leyen hob die Reform des Justizsystems, die Eindämmung des Einflusses der Oligarchen und die Bekämpfung der Geldwäsche hervor. «Dies ist das Ergebnis harter Arbeit, und ich weiß, dass Sie dabei sind, die noch ausstehenden Reformen zu vollenden.»
27 EU-Staaten müssen einstimmig entscheiden
Am kommenden Mittwoch legt von der Leyen in Brüssel den Bericht zu den Reformfortschritten der Ukraine vor. Auf dieser Grundlage wollen dann im Dezember die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union entscheiden, ob Verhandlungen mit der Regierung in Kiew aufgenommen werden. Einem solchen Schritt müssen alle 27 Mitgliedstaaten zustimmen. Die EU hatte die Ukraine schon im vergangenen Jahr wenige Monate nach der russischen Invasion zum Beitrittskandidaten erklärt.
Nun soll dieses Versprechen konkret werden. In einer Rede vor der Obersten Rada, dem ukrainischen Parlament, sagte von der Leyen, die Ukraine erfülle die Voraussetzungen für Verhandlungen zu «deutlich über 90 Prozent». Diese Aussage deutet daraufhin, dass am Mittwoch noch nicht alle sieben Voraussetzungen für Verhandlungen uneingeschränkt als erfüllt beurteilt werden. Denkbar ist aber ein zweistufiges Verfahren: Die Kommission könnte den EU-Staaten empfehlen, den Start der Beitrittsverhandlungen zu beschließen, den ersten Verhandlungstermin aber erst nach Erfüllung aller Reformauflagen festzulegen.
Selenskyj spricht von «historischem Moment»
Damit würde die EU ein klares Signal des Beistands an die Ukraine senden und sie gleichzeitig zu weiteren Reformanstrengungen ermutigen. Selenskyj sprach bei seinem Treffen mit von der Leyen von einem «historischen Moment». Diese Entscheidung werde nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die Geschichte ganz Europas eine Schlüsselrolle spielen.
Nach der Abreise von der Leyens rief Selenskyj die Ukrainer dazu auf, sich an die Integration in die EU zu gewöhnen. Die Zeit, da die ukrainische Flagge in Brüssel mit den Fahnen anderer EU-Staaten wehen werde, rücke näher. Es gehe nicht darum, dass die EU der Ukraine etwas vorschreibe. «Die Transformation unseres Landes ist etwas, das wir selbst brauchen», sagte er.
Öfter in der Ukraine als Baerbock und Scholz zusammen
Von der Leyen kam mit einem Sonderzug von Polen nach Kiew, da der Luftraum über der Ukraine immer noch gesperrt ist. Selenskyj empfing sie schon am Bahnhof - eher ungewöhnlich bei solchen Besuchen - und ehrte dort mit ihr zusammen Mitarbeiter der Bahn.