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"Karbon": Prager Jungjournalisten auf den Spuren des Klimawandels - und das in zwei Sprachen


Autor: Strahinja Bućan

Prag, Mittwoch, 16. November 2022

Die Jung-Journalisten Štěpán Vizi und Filip Rambousek erklären Klimawandel und Energiewende - und das gleich in zwei Sprachen. Für ihren deutsch-tschechischen Podcast wurden die beiden in Bamberg nun ausgezeichnet. Das steckt hinter "Karbon" - dem ersten deutsch-tschechischen "Klimapodcast".
Für ihren Podcast "Karbon" wurden Filip Rambousek und Štěpán Vizi mit dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet.


Ist bei diesem Thema Streit vorprogrammiert und gehen die Meinungen da zu weit auseinander? Die Rede ist von Klima und Energie - und den Debatten in Deutschland und Tschechien. Die zwei jungen Prager Journalisten Štěpán Vizi und Filip Rambousek wollen mit ihrem Podcast "Karbon" beide Seiten beleuchten. Erfolg und Tragweite haben sie damit schon - denn sie wurden für ihre Arbeit Ende vergangener Woche mit dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Die Trophäe wurde im alten E-Werk in Bamberg verliehen.

"Viele Lösungen sind europäisch und europaweit, wenn man über Klimawandel spricht. Da ist es einfach wichtig, dass man sich untereinander gut versteht – und sieht, wie die Menschen in einem anderen Land die Probleme wahrnehmen", erläutert Štěpán Vizi, warum die beiden sich an ihr Podcast-Projekt gemacht haben. Warum deutsch-tschechisch, das war auch sofort klar, wie Filip Rambousek betont: "Štěpán und ich haben beide in Deutschland studiert oder zumindest einen Teil des Studiums dort verbracht. Wir hatten ein gewisses Verständnis und vielleicht auch Know-how, was die Debatte in Deutschland angeht." 

Zu lokal? So erweitert man seine Klima-Perspektiven

Dabei sind ihnen auch die Unterschiede zu ihrer Heimat aufgefallen. In Tschechien sei die Debatte zu lokal und "einfach zu tschechisch", meint der Rundfunk-Journalist Rambousek. Die Deutschland-"Kompetenzen" von ihm und seinem Kollegen stellten also ein "einfaches Mittel dar, um die Perspektive zu erweitern." Das klappt vor allem dadurch, dass man internationale Experten zum Thema Klima vors Mikrofon holt. "Jetzt in der Energiekrise sehen wir, dass auch die sozialen Themen eine große Rolle spielen. Das wird auch in Tschechien viel diskutiert. Da braucht man einfach ein internationales Verständnis dafür, was es eigentlich bedeutet, Energiepreise zu regulieren und was das für den Klimawandel bedeutet", erläutert Štěpán Vizi, wie sich die Debatte in seiner Heimat entwickelt hat.

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Die Folgen gibt es immer in einer tschechischen und einer deutschen Version. Was können aber die deutschen Zuhörer von dem Podcast mitnehmen? "Man kann nicht nur etwas über einige interessante Aspekte der Klima-Debatte lernen. Vielmehr kann man sich allgemein über die Debatten in Tschechien informiert. Ich glaube, in Deutschland gibt es nicht so viele Informationen über das Nachbarland und schon dieser Podcast ist ein kleiner Beitrag dazu. Wenn man sich die am Ende zwölf Folgen anhört, kann man viel über die tschechischen Diskussionen zu Energie, Landwirtschaft oder Europa im Allgemeinen lernen", macht Filip Rambousek deutschen Zuhörern Appetit auf "Karbon".

Den "Karbon"-Podcast hat eine Kooperation mit Radio Prague International, dem Auslandssender des Tschechischen Rundfunks, und der Heinrich-Böll-Stiftung möglich gemacht.  So sind bisher insgesamt zwölf Folgen der Klima-Serie entstanden, jeweils auf Deutsch und Tschechisch. Dabei geht es kontrovers um zahlreiche Themen wie Strukturwandel in ehemaligen Kohlerevieren, E-Mobilität, Energiewende und Atomkraft.

"Jedes Thema ist schwierig" - Kritik, aber auch viel Zuspruch

Dass sie sich auf ein schwieriges Terrain begeben, das war beiden Pragern bewusst. "Ich glaube, jedes Thema ist ein bisschen schwierig. Wenn wir aber gemeinsam diskutieren, grübeln wir schon manchmal gute 15 Minuten über einen Satz, damit die Informationen dort auch stimmen und nicht manipuliert wirken", so Filip Rambousek.

Štěpán Vizi macht aber klar, dass die Rückmeldungen von Thema zu Thema auch etwas schärfer ausfallen können: "Natürlich hatten wir in Tschechien auch sehr kritisches Feedback, vor allem zu unserer ersten Folge über die Kernenergie. Da ist die Meinung zum Atom einfach positiver, und wir waren da doch sehr kritisch. Da hatten wir dann auch gewisse Debatten mit Freunden und Kollegen."

Die beiden Podcast-Macher wollen ihr Publikum aber nicht belehren, wie man auf Klima- und Energie-Themen zu schauen hat. "Wir lernen selbst sehr viel durch unsere Arbeit. Zum Beispiel dadurch, dass wir eben ehemalige Kohlereviere oder mögliche Atom-Endlager-Standorte besuchen und mit den Leuten dort sprechen. Hoffentlich hat das auch denselben Effekt für unsere Zuhörer", erläutert Štěpán Vizi.