Israelische Streitkräfte dringen in Schifa-Krankenhaus ein
Autor: dpa
, Mittwoch, 15. November 2023
Seit Tagen kommt es rund um die größte Klinik des Gazastreifens zu Gefechten. Das Militär vermutet die Kommandozentrale der Hamas in dem Komplex. Jetzt rücken die Soldaten in das Krankenhaus vor.
Die israelische Armee hat nach Darstellung eines Militärsprechers im Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen Waffen gefunden. Der Einsatz in der Klinik dauere noch an, sagte Hagari am Mittwochabend. In einer Abteilung der Klinik sei ein Zimmer mit spezieller Technologie und Kampfausrüstung der islamistischen Hams gefunden worden, sagte er. In einer anderen Abteilung sei ein Einsatzzentrum der Hamas entdeckt worden. Die Funde bewiesen «eindeutig, dass Schifa für militärische Zwecke missbraucht wurde, im absoluten Gegensatz zu internationalem Recht», sagte Hagari. Der Einsatz werde so lange weitergehen, wie nötig.
«Schifa ist ein Symbol»
«Schifa ist ein Symbol, keiner von der Hamas-Führung hätte sich vorstellen können, dass wir dort hingelangen», sagte Hagari. Nach dem Massaker am 7. Oktober seien dort 200 Hamas-Terroristen untergekommen, die an den Gräueltaten beteiligt gewesen seien.
Der Armeesprecher Jonathan Conricus zeigte in einem Video hinter einem MRT-Gerät versteckt eine Tasche mit einem Sturmgewehr, Munition, Handgranaten und einer Uniform. In einem anderen Schrank seien andere Waffen gefunden worden, erklärte er. Eine Ausrüstung sei mit dem Namen des bewaffneten Hamas-Arms, den Kassam-Brigaden, beschriftet gewesen. Es seien auch zahlreiche nachrichtendienstlich relevante Informationen gefunden worden. Alle Funde würden gegenwärtig gründlich untersucht.
Die Angaben der Armee ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Hamas dementierte die Berichte als «offensichtliche Lüge und Farce».
Teils heftige Kämpfe
Israelische Bodentruppen waren in der Nacht zum Mittwoch in das größte Krankenhaus im Gazastreifen eingedrungen. Es gab Berichte von stundenlangen Kämpfen in der Klinik. So sagte ein Arzt es wurde teils heftig gekämpft. Es habe stundenlange Schusswechsel und Bombardements gegeben, berichtete ein Mediziner der Klinik laut «Washington Post». Der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete von «Dutzenden Soldaten», die sich in der Notaufnahme des Krankenhauses aufgehalten haben. Zudem seien Panzer in einem Hof des Gebäudekomplexes stationiert worden. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths zeigte sich über den Einsatz des israelischen Militärs am Schifa-Krankenhaus entsetzt.
Laut humanitärem Völkerrecht sind Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser verboten. Wenn zivile Objekte allerdings missbraucht würden, gelte dies nicht mehr, erläuterte der Völkerrechtler Daniel-Erasmus Khan von der Universität der Bundeswehr. Das humanitäre Völkerrecht akzeptiere in dem Fall sogar unbeabsichtigte zivile Opfer bei einem Angriff. Israel müsse allerdings alles dafür tun, Zivilisten aus der Klinik zu evakuieren.
Wohl mehr als 2000 Menschen in der Schifa-Klinik
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich mit Stand Montag mehr als 2000 Menschen in der Schifa-Klinik im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens, darunter vermutlich mehr als 600 Patienten und rund 1500 Vertriebene. Die Angaben beruhen auf Schätzungen des dortigen Gesundheitsministeriums, das von der Hamas kontrolliert wird. Augenzeugen bestätigten jedoch die Zahlen.