Druckartikel: Spanien: Senioren in "Horrorhaus" unter Drogen gesetzt und misshandelt - Verbrechen von deutschen Behörden aufgedeckt

Spanien: Senioren in "Horrorhaus" unter Drogen gesetzt und misshandelt - Verbrechen von deutschen Behörden aufgedeckt


Autor: Tobias Utz

Madrid, Freitag, 08. März 2019

Ermittlungen deutscher Behörden brachten die Sache ins Rollen: In Spanien sollen zahlreiche ausländische Rentner misshandelt und unter Drogen gesetzt worden sein. Die Behörden vor Ort sprechen von einem "Horrorhaus".


"Horrorhaus" in Spanien - Polizei befreit zwei Rentner aus Pflegeheim in Andalusien: Ein Mann aus Deutschland sowie eine Frau aus den Niederlanden wurden durch spanische Polizeikräfte aus einem Pflegeheim für Rentner befreit. Die örtlichen Behörden sprechen von einem "Horrorhaus". Den Informationen der Ermittler zu folge, wurden vorwiegend ausländische Rentner in dem Heim eingesperrt, unter Drogen gesetzt und misshandelt. Dies berichtet die Deutsche-Presse-Agentur. Zusätzlich sollen die Rentner unnötigerweise mit einer Magensonde ernährt worden sein.

Wie im Laufe des Freitags bekannt wurde, hat eine Frau aus dem hessischen Frankfurt am Main nach Polizeiangaben maßgeblich dazu beigetragen, dass das "Horrorheim" aufgeflogen ist. Sie war die frühere Nachbarin eines der Opfer und misstrauisch geworden, wie der Sprecher der Frankfurter Polizei sagte.

Misshandlung im "Horrorhaus": Polizei nimmt sechs Verantwortliche fest

Sechs Personen stehen laut örtlicher Polizei unter Verdacht dafür verantwortlich zu sein. Sie wurden festgenommen. Die "Guardia Civil" teilte am Donnerstag (7. März 2019) mit, dass die Rentner um insgesamt 1,8 Millionen Euro betrogen worden sein sollen. Als Drahtzieher gilt ein deutsch-kubanisches Paar, das jahrelang alte Menschen gepeinigt und bestohlen haben soll. Die Vorfälle ereigneten sich in der kleinen Küstengemeinde Chiclana im südspanischen Andalusien.

Den Stein der Ermittlungen brachten deutsche Behörden ins Rollen: Eine 101-jährige Deutsche war als vermisst gemeldet worden. Die Vermisstenmeldung wurde in Spanien aufgegeben. Maria B. (101) berichtete den Ermittlern bereits vor längerer Zeit, dass sie von der Betrügerbande überredet wurde, von Teneriffa in das Heim nach Andalusien zu ziehen. Sie sei demnach um rund 160.000 Euro gebracht worden. Zusätzlich wurde sie um den Wert eines Hauses auf Teneriffa betrogen, dessen Wert unbekannt ist.

Die 101-Jährige habe bis 2015 in Frankfurt gewohnt, berichtete die dortige Polizei. Danach sei sie nach Teneriffa umgezogen, habe aber weiterhin Kontakt zu ihrer ehemaligen Nachbarin gehalten. Als diese die alte Dame nicht mehr erreichen konnte, gab sie eine Vermisstenmeldung auf. Die Polizei gab die Anzeige an die spanischen Kollegen weiter, diese fanden die Frau in einem Altenheim und kamen dadurch den dortigen Machenschaften auf die Spur.

Maria B. tot: Bande äschert sie direkt ein - war es Mord?

Kurze Zeit bevor es zu den sechs Festnahmen in Chiclana kam, schaffte die Bande Maria B. mit Hilfe gefälschter notarieller Unterlagen aus dem "Horrorhaus": Informationen der Ermittler nach, starb die Rentnerin in einem Auto der Verdächtigen. Die Bande äscherte sie umgehend ein. Somit konnten die Behörden keine Autopsie durchführen. Es steht der Verdacht des Mordes an Maria B. im Raum.

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Vier weitere Rentner, die von den Bandenmitgliedern überredet wurden, im Heim zu wohnen, starben in den vergangenen Jahren, so die Behörden.

Rentner aus Deutschland und Niederlande entkommen aus "Horrorhaus"

Die beiden befreiten Senioren wurden in "fürchterlichem Zustand" vorgefunden: "Sie wurden eingesperrt, unter Drogen gesetzt und durch eine Nasensonde ernährt", hieß es. Laut Polizei wurden sie in ein anderes Pflegeheim gebracht. Dort habe sich ihr Zustand bereits deutlich verbessert.

Der kriminellen Bande werden Betrug an Privatpersonen, Misshandlung, Urkundenfälschung, Betrug an der deutschen Sozialversicherung sowie Geldwäsche vorgeworfen. Dies teilte die "Guardia Civil" auf Anfrage der Deutschen-Presse-Agentur mit. Es besteht zudem der Verdacht, dass die Betrüger mit dem erbeuteten Geld ein Hotel in Cádiz (Playa del Plamar) bauen wollten. mit dpa

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