Hogwarts Legacy : Was bleibt von der Debatte - darf ich das Spiel kaufen?
Autor: Io Görz
London, Mittwoch, 15. Februar 2023
"Hogwarts Legacy" ist ein heißersehntes Spiel, doch begleitet von einer heftigen Debatte. Was am Ende bleibt und wer unter dem Hass leidet. Ein Kommentar.
Für viele Menschen hat sich nach Jahren ein Traum erfüllt: Mit “Hogwarts Legacy” wird ein Spiel veröffentlicht, das ihnen ermöglicht, in eine geliebte Fantasywelt einzutauchen.
Manche fühlen sich nun in ihrer Glückseligkeit gestört, weil es andere Menschen wiederum gewagt haben, Kritik am unkritischen Genuss des Spiels zu üben. Das Spiel sowie die Welt, in der es stattfindet und nicht zuletzt die Autorin dieser Welt sind alles andere als harmlos und unkritisch.
Worum geht es beim Streit um “Hogwarts Legacy”?
Um es möglichst einfach zusammenzufassen: Seit Jahren gibt es Kritik an der Autorin der Harry-Potter-Romanreihe, Joanne K. Rowling. Auf ihr Werk geht die Welt zurück, in der “Hogwarts Legacy” spielt. Die Autorin äußert sich seit Jahren transfeindlich und betreibt mit ihren immensen finanziellen Mitteln sowie mit ihrer Reichweite einen weltweiten Kampf gegen die Rechte von trans Personen. In der Vergangenheit hat sie sich immer wieder transfeindlich geäußert, etwa durch Vorwürfe, trans Personen seien eine Gefahr für cis Frauen (Frauen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) und Kinder. Daneben unterstützt sie Organisationen, die sich für den Kampf gegen Transrechte einsetzen und sympathisiert offen mit Akteuren der “Alt Right”-Bewegung in den USA.
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Seit Jahren weisen also Menschen, vor allem trans Personen, darauf hin, dass Geld für Dinge aus dem Harry-Potter-Universum ganz direkt bei einer Person ankommt, die es für ihre transfeindliche Kampagnen nutzt. Dies gilt natürlich auch für “Hogwarts Legacy”, ein Spiel, das zwar nicht direkt von J.K. Rowling als Autorin erdacht wurde, aber auf ihrer Welt und vor allem auf der Bekanntheit ihrer Welt fußt. Die Autorin hat selbst sogar explizit darauf hingewiesen, dass sie die Verkaufszahlen des Spiels als direkte Unterstützung für eben auch ihr politisches Wirken betrachtet.
Daher haben immer wieder trans Aktivist*innen kritisiert, wenn Menschen mit großer Reichweite, etwa Let’s-Play-Streamer, dem Spiel ihre Bekanntheit und damit ihre Reichweite leihen und zum Verkaufserfolg des Titels beitragen. Es wurde besonders kritisiert, wenn dies unkritisch und ohne Beachtung der problematischen Aspekte des Spiels und der Autorin passierte.
Gronkh-Stream führt zu Hass - gegen wen?
Anfang Februar traf der Unmut dann den Streamer Erik Range, auf Twitch und anderen Kanälen natürlich besser bekannt als “Gronkh”. Er hatte angekündigt, mit einem Charity-Stream von “Hogwarts Legacy” Geld für Organisationen zu sammeln, die sich für trans Personen einsetzen. Im Zuge eines Streams sagte er, J.K. Rowling sei ihm egal. In der Folge gab es Kritik an dieser Haltung und auch an dem Vorhaben, “Hogwarts Legacy” zu streamen.
Und hier zeigte sich dann bereits, wo es in der Debattenkultur hakt: Nach der teilweise bewusst wohlwollend und sachlich formulierten, teilweise wütenden und enttäuschten Kritik ging gegen viele trans Personen, die es wagten, sich zu dem Thema zu äußern, eine wahre Flut an Hass und Hetze los. Nicht initiiert von Gronkh selbst, sondern von Teilen seines Fandoms und Internettrollen, die sich bereitwillig auf alles stürzen, womit sie marginalisierten Personen schaden können. Das Fatale war jedoch, dass nicht etwa dieser Hass das Problem war, ja überhaupt gesehen wurde in der Bubble der Gronkh-Fans. Stattdessen wurde in einem Fan-Reflex (der Begriff kommt ja nicht umsonst von “fanatic”) der Twitch-Streamer von jeglicher Verantwortung freigesprochen und jede Kritik wurde diskreditiert und in pauschalen Unterstellungen als “Beleidigung” oder “Hass” verunglimpft.