Derzeit verhandeln die Mitgliedstaaten und das Europaparlament über den im Juni vorgelegten Vorschlag der Brüsseler Behörde. Damit die Regeln in Kraft treten können, braucht es auf Ebene der Länder die Zustimmung von 15 der 27 EU-Staaten, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen.
Was sind die neuen Zieldaten?
Das ist noch unklar. Von der Leyen äußerte sich dazu nicht. Denkbar wäre zum Beispiel, dass beide Ausstiegstermine um ein Jahr vorgezogen werden. Denkbar wäre ebenfalls, dass die Kommission die Ausnahmeregeln für die Gasimporte aus Russland kippen will.
Werden Verbraucher mit neuen Belastungen für Heizen, Tanken und Strom rechnen müssen?
Verbraucher brauchen sich im Idealfall keine großen Sorgen zu machen. Schon bei dem ersten Vorschlag hatte die Kommission versichert, dass die Maßnahmen schrittweise und in Abstimmung mit den EU-Ländern umgesetzt werden sollten, um mögliche Auswirkungen auf die Preise zu minimieren.
Nach Ansicht der Gaswirtschaft ist das Ziel der EU, die Importe bis Ende 2027 zu beenden, sicherheitspolitisch gerechtfertigt und durch die Branche umsetzbar. «Doch ohne klare Ersatzstrategien riskiert Europa steigende Preise und Marktinstabilität», mahnt Timm Kehler, Geschäftsführer des Branchenverbandes die Gas- und Wasserstoffwirtschaft.
Gibt es genügend Alternativen zu russischem Öl und Gas?
Einer Analyse der Brüsseler Behörde zufolge könnten die verbleibenden Gasmengen ohne Risiken für die Versorgungssicherheit auslaufen. Auf dem globalen Gasmarkt gebe es genügend alternative Anbieter, hatte es zuvor geheißen.
Reicht der Plan von der Leyens aus, um Trump zum Verhängen neuer US-Sanktionen gegen Russland zu bewegen?
Das ist höchst fraglich. Zum einen könnte die Initiative von der Leyens noch vom Rat der Mitgliedstaaten gestoppt werden. Und zum anderen hat Trump auch hohe Zölle auf chinesische Importe und eine Beteiligung von Nato-Staaten wie der Türkei an den Maßnahmen gegen Russland gefordert. Die Türkei bezieht allerdings noch im großen Stil günstige Energie aus Russland und hat bislang nicht erkennen lassen, daran schnell etwas ändern zu wollen.
Geht es Trump vielleicht vor allem darum, die Absatzmöglichkeiten für US-Flüssigerdgas in Europa zu verbessern?
Das ist nicht ausgeschlossen. Allerdings hat der Republikaner ein starkes Argument auf seiner Seite. Auch die Ukraine kritisiert, dass die Europäer noch immer Milliardenbeträge für russische Energielieferungen bezahlen und damit auch die russische Kriegskasse füllen.