Fünf Tote bei Lawinenunglück in Südtirol - alle Opfer aus Bayern
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa, Nadine Wüste
39029 Sulden, Montag, 03. November 2025
Bei einem Lawinenunglück am Allerheiligen-Wochenende sterben fünf deutsche Bergsteiger in Südtirol. Jetzt steht fest: Alle Toten stammen aus Bayern. Doch ein Detail wirft Fragen auf.
           
Update vom 3. November 2025: Lawinentote in Südtirol stammen aus Bayern - Detail wirft Fragen auf
Die fünf Todesopfer des Lawinenunglücks an Allerheiligen in Südtirol stammen alle aus Bayern. Das bestätigte ein Sprecher der italienischen Finanzpolizei in Bozen der Deutschen Presse-Agentur. In einer Seilschaft kamen ein 58 Jahre alter Mann mit seinem 21 Jahre alten Sohn und dessen gleichaltriger Freundin ums Leben. Sie stammten laut bayerischem Landeskriminalamt aus den Landkreisen Oberallgäu und Ostallgäu. Zudem starben den Angaben der italienischen Finanzpolizei zufolge ein 46-jähriger Vater und seine erst 17 Jahre alte Tochter. Zwei Männer aus Deutschland überlebten das Unglück.
Die Bergsteiger wurden am Samstag (2. November 2025) kurz vor 16.00 Uhr beim Aufstieg zur 3545 Meter hohen Vertainspitze im Ortler-Gebirge von einer Schneelawine erfasst. Unklar ist weiterhin, warum die Seilschaften so spät am Nachmittag noch auf dem Weg zum Gipfel waren. Nach Angaben der Bergwacht waren die Deutschen unabhängig voneinander in drei Gruppen unterwegs - eine Dreier-Seilschaft und zwei Seilschaften jeweils zu zweit. Das Unglück ereignete sich an der Nordwand unterhalb des Gipfels auf etwa 3200 Metern Höhe.
Der Geschäftsführer der Sektion Kempten-Allgäu des Deutschen Alpen-Vereins (DAV), Michael Turobin-Ort, sagte der Allgäuer Zeitung, bei dem verunglückten Vater-Sohn-Duo aus dem Allgäu handle es sich um DAV-Mitglieder. "Wir trauern um zwei sehr geschätzte Alpinisten und Kameraden. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt allen Angehörigen."
Turobin-Ort sprach von zwei sehr umsichtigen Alpinisten. Zusammen mit der Freundin des 21-Jährigen hätten sie auch gemeinsam in der DAV-Kletterhalle trainiert. "Ich bin mir sicher, dass sie ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen haben und auch die nötige Erfahrung dazu hatten", sagte Turobin-Ort.
Noch immer Rätsel über späten Aufstieg
Vermutet wird, dass die Lawine von der Seilschaft ausgelöst wurde, die am weitesten oben war: dem Vater mit Tochter, die sich noch etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels befanden. Nach italienischen Medienberichten versuchten die beiden noch, die anderen Bergsteiger in der Wand mit Schreien zu warnen.
Nach Auskunft der Bergrettung bestand keine besonders große Lawinengefahr: Warnstufe zwei von fünf. Vermutet wird, dass sich die Lawine infolge starker Verwehungen löste, weil Neuschnee noch nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden war. In der Region war vor einigen Tagen der erste Neuschnee der Saison gefallen. Tagsüber waren die Temperaturen dort für die Jahreszeit zuletzt noch recht hoch. Nachts ist es in der Höhe schon sehr kalt.
Der Aufstieg zur Vertainspitze im Ortler-Gebirge gilt als lang und anstrengend, aber technisch nicht besonders schwierig. Der Berg oberhalb von Sulden ist wegen seiner Rundumsicht ein viel bestiegener Gipfel. Seine Nordwand gilt als "hochalpine Eistour", für die Seil und eine komplette Ausrüstung fürs Eisklettern erforderlich sind.