Druckartikel: Erschreckendes Foto geht viral: So viele Medikamente benötigen Corona-Patienten

Erschreckendes Foto geht viral: So viele Medikamente benötigen Corona-Patienten


Autor: Kyrill Wunderlich

London, Samstag, 13. November 2021

Ein auf Twitter veröffentlichtes Foto geht viral: Darauf zu sehen ist der Medikamentenbedarf eines einzelnen Corona-Patienten auf der Intensivstation. Die Menge ist erschreckend.
Das Foto des britischen Intensivmediziners zeigt den täglichen Bedarf an Medikamenten eines Corona-Patienten auf der Intensivstation. Im Internet sorgte es schnell für Aufsehen.


  • Foto mit Corona-Medikamenten geht auf Twitter viral
  • Britischer Intensivmediziner zeigt täglichen Medikamentenbedarf eines Corona-Patienten und ruft zur Impfung auf
  • Christian Drosten: Darstellung sei "sehr eindrücklich"
  • Auch Karl Lauterbach (SPD) äußert sich zum Foto
  • Intensivmediziner weist auf Nebenwirkungen hin 

Seit Tagen erreicht die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland neue Höchstwerte. Gleichzeitig wird die Lage auf den Intensivstationen immer angespannter: So ist in bereits 21 bayerischen Kommunen kein Intensivbett mehr frei. Wie viele Medikamente ein einziger Corona-Patient an einem Tag auf der Intensivstation braucht, zeigt ein kürzlich veröffentlichtes Foto, welches seit einer Woche im Netz für Furore sorgt. Darauf zu sehen sind unzählige Fläschchen, Packungen und Beutel.

Foto geht viral: Diese Medikamente benötigt ein Covid-19-Patient auf der Intensivstation

Veröffentlicht wurde das Foto vom Briten Dave Frocester, der als Mediziner auf einer Intensivstation arbeitet. "Diese ganzen Medikamente braucht es, um einen Covid-Patienten für einen Tag auf der Intensivstation zu versorgen", erklärt Frocester auf Twitter.

Der Beitrag verbreitete sich schnell im Netz und sammelte binnen einer Woche mehr als 880 Kommentare und gut 38.700 Likes (Stand: 12. November 2021, 17.30 Uhr).

Schnell erreichte das Foto auch Deutschland: "Das ist sehr eindrücklich", zeigt sich der Christian Drosten auf Twitter von dem Foto erstaunt. In Bezug auf die Folgen und Nebenwirkungen der dargestellten Medikamente wünsche er sich dazu die Einschätzung eines Intensivmediziners in einer Talkshow.

Drosten, Lauterbach und Intensivmediziner äußern sich 

Inzwischen haben sich verschiedene Expert*innen zu dem Beitrag geäußert. So auch Stefan Kluge, Vorstandsmitglied der "Divi", der mit dem Nachrichtenmagazin Stern über das Foto sprach. Grundsätzlich seien auf dem Bild Medikamente zu sehen, die bei einem beatmeten Patienten auf der Intensivstation zum Einsatz kommen. Dazu zählen unter anderem Narkosemedikamente, Arzneien zur künstlichen Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit sowie Hilfsmittel, um den Kreislauf zu stabilisieren.  

Video:




Dem Intensivmediziner zufolge sei die gezeigte Darstellung "realistisch": "Im Schnitt erhält ein beatmeter Covid-19-Intensivpatient 15 verschiedene Medikamente", so der Intensivmediziner weiter.

Gleichzeitig betonen Experten die teilweise heftigen Nebenwirkungen der Medikamente: "Diejenigen, an die diese Botschaft geht, wissen wahrscheinlich gar nichts über die Nebenwirkungen und Folgen der Medikamente unten links und rechts im Bild", meint Virologe Drosten. Auch Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich: "Derjenige, dem die Impfung zu gefährlich erscheint, muss bei schwerer Infektion mit den langfristigen Nebenwirkungen all dieser Medikamente rechnen", so der Gesundheitspolitiker.

Intensivmediziner betont Nebenwirkungsrisiko der Medikation

Damit teilen sie die gleiche Einschätzung wie Intensivmediziner Kluge. So sind Blutdruckschwankungen etwa eine bekannte Nebenwirkung von Narkosemitteln. Die Einnahme von Medikamenten zur Stabilisierung des Kreislaufs hingegen kann zu Hautschäden und Venenreizungen führen. 

Das Nebenwirkungsrisiko der Covid-19-Medikation sei im Vergleich mit einer Corona-Impfung "deutlich" höher. Hinzu kommen noch die Risiken der Beatmung und die Folgen der Corona-Erkrankung selbst. "Für uns Intensivmediziner ist es deswegen extrem unverständlich, dass sich so viele Menschen in Deutschland nicht impfen lassen", so Kluge.