COP28: Fossiler Ausstieg fehlt im Entwurf für Abschlusstext
Autor: Torsten Holtz, Larissa Schwedes und Martina Herzog, dpa
, Montag, 11. Dezember 2023
Endet die UN-Klimakonferenz morgen? Angesichts der zähen Verhandlungen rechnen fast alle mit einer Verlängerung. Im Entwurf der Abschlusserklärung fehlt ein umstrittener Punkt.
Ein neuer Entwurf für den Abschlusstext der Weltklimakonferenz in Dubai sieht keinen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas mehr vor. In dem 21-Seiten-Papier ist nur noch von einer Reduzierung beim Verbrauch und der Produktion fossiler Brennstoffe die Rede. In einer vorherigen Version war der Ausstieg noch als eine von mehreren Optionen erwähnt worden. Umweltorganisationen reagierten enttäuscht - ebenso wie Staaten, die besonders von der Klimakrise bedroht sind.
Der Chef-Verhandler der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk, sagte, man sei nicht nach Dubai gekommen, «um unser Todesurteil zu unterschreiben». Man werde nicht «stillschweigend in unsere wässrigen Gräber» steigen.
EU-Klimakommissar und Chef-Verhandler Wopke Hoekstra äußerte sich ebenfalls enttäuscht. Der von der Präsidentschaft der Vereinigten Arabischen Emirate vorgelegte Entwurf sei «eindeutig unzureichend» und inakzeptabel.
Baerbock enttäuscht von Entwurf für Abschlusstext
Außenministerin Annalena Baerbock sagte, der vorliegende Vorschlag der Präsidentschaft der Vereinigten Arabischen Emirate sei eine Enttäuschung. «Insgesamt ist er nicht ausreichend, wesentliche Elemente sind für uns als Europäische Union nicht akzeptabel.» Weiter sagte die Außenministerin, dem Entwurf fehlten überdies konkrete Instrumente, die es für die nötige Energiewende gerade in Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas brauche - was diese Staaten in Dubai stark eingefordert hätten. EU-Klimakommissar und Chef-Verhandler Wopke Hoekstra äußerte sich ähnlich und nannte den Entwurf «eindeutig unzureichend» und inakzeptabel.
Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, ist «wirklich fassungslos», dass der Entwurf die Wünsche und Interessen der Öl- und Gasindustrie bediene, aber nicht der Menschen, die jetzt schon unter den Überschwemmungen und Dürren am meisten litten. Gerade beim Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, die über 100 Staaten eingefordert haben, sei der Entwurf sehr unverbindlich. «Er kann, wenn er so verabschiedet wird, diese Konferenz zum Scheitern bringen», warnte Kaiser. Jetzt liege es an der Außenministerin und ihren EU-Kollegen, gemeinsam mit den Inselstaaten und den am meisten verwundeten Staaten dafür zu sorgen, «dass diese Unverbindlichkeit aus dem Dokument wegkommt» und es einen verbindlichen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gebe.
Wird die Konferenz verlängert?
Die zweiwöchigen Verhandlungen sollen morgen Vormittag enden, waren aber zuletzt ins Stocken geraten. Wie immer in den vergangenen Jahren könnte die Konferenz in die Verlängerung gehen.
Konferenzpräsident Sultan al-Dschaber, zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns, deutete an, dass er noch Nachbesserungen am Text erwartet. «Wir müssen noch viele Lücken schließen», sagte er. «Wir müssen ein Ergebnis liefern, das die Wissenschaft respektiert und das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite hält.» Er erwarte von den Delegierten in allen Punkten höchste Ambition - «auch in Bezug auf die Sprache zu fossilen Brennstoffen».