EVP wählt von der Leyen zur Spitzenkandidatin
Autor: Ansgar Haase, Stella Venohr und Kathrin Lauer, dpa
, Donnerstag, 07. März 2024
Ursula von der Leyen hat im Streben nach einer zweiten Amtszeit als EU-Kommissionspräsidentin nun offiziell die Unterstützung ihrer Parteienfamilie. Wird das reichen?
Ursula von der Leyen ist offiziell Kandidatin der europäischen Parteienfamilie EVP für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der EU-Kommission. Die CDU-Politikerin wurde in der rumänischen Hauptstadt Bukarest bei einem Kongress formell aufgestellt. Für die Spitzenkandidatur von der Leyens votierten 400 EVP-Delegierte, 89 sprachen sich dagegen aus. Die Deutsche bekam damit knapp 82 Prozent der gültigen Stimmen. Gegenkandidaten gab es nicht.
Der Posten des EU-Kommissionspräsidenten muss nach den Europawahlen im Juni neu besetzt werden. Ernannt wird in der Regel ein Kandidat oder eine Kandidatin der europäischen Parteienfamilie, die bei der Europawahl am besten abschneidet. In Umfragen liegt die christlich-konservative EVP bislang klar vorn. Die Chancen sind deswegen groß, dass von der Leyen im Amt bleiben kann.
In einer Rede auf dem Kongress nannte von der Leyen den Kampf für Frieden, Sicherheit, Freiheit und Wohlstand als einen Schwerpunkt für ihre Wahlkampagne. «Das Signal von Bukarest heute ist, dass die EVP für Europa steht, für ein starkes, sicheres, friedliches, wohlhabendes, demokratisches und geeintes Europa», sagte die 65-Jährige. Zudem kündigte sie einen entschlossenen Einsatz für die Interessen von Landwirten und kleinen und mittleren Unternehmen an.
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betonte von der Leyen, Ziel sei es, Kiew weiterzuhelfen - und zwar «so lange wie notwendig». Moskau habe «versucht, die Ukraine aus der Welt hinwegzufegen». Sie bekräftigte, dass die EVP den Plan unterstütze, in der künftigen Kommission einen neuen Posten eines Kommissars für Verteidigung zu schaffen.
Merz: Dürfen uns nicht allein auf Nato verlassen
CDU-Chef Friedrich Merz mahnte bei dem Kongress an, dass Europa sich nicht allein auf die Nato verlassen dürfe. Zwar stimme es, dass man der Nato und der transatlantischen Partnerschaft zutiefst verpflichtet sei, sagte er. «Aber wir Europäer sollten uns nicht nur auf die Nato verlassen. Wir müssen uns auch um uns selbst kümmern, um unsere eigene Verteidigung gegen jegliche Aggression.»
Von der Leyen sprach auch von der Gefahr für Europa durch Extremisten. Ob von der extremen Rechten oder von der extremen Linken, das Ziel sei das Gleiche: «Sie wollen unsere Werte mit Füßen treten, und sie wollen unser Europa zerstören. Aber wir, die EVP, werden das niemals zulassen», sagte sie.
Streit über eine Zusammenarbeit mit Meloni
Zuvor hatte von der Leyens Vorgänger Jean-Claude Juncker seine Parteifreunde in der EVP vor einer engen Zusammenarbeit mit Italiens rechter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gewarnt. «Ich bin strikt dagegen, dass Meloni Einzug in die EVP hält», sagte der Luxemburger der katholischen Zeitung «Die Tagespost». Dies käme einer Verharmlosung der extremen Rechten gleich.