EU-Streit um «Chatkontrolle» – kommt sie doch noch?
Autor: Niklas Treppner und Christoph Dernbach, dpa
, Mittwoch, 08. Oktober 2025
Automatisierte Scans auf dem Handy? Die EU diskutiert, ob Messenger wie WhatsApp und Signal gezwungen werden, Fotos und Videos vor dem Versenden zu prüfen. Doch darum gibt es seit Jahren Streit.
In Brüssel geht das Ringen um automatisierte Scans von Nachrichten auf den Handys von Verbraucherinnen und Verbrauchern weiter. Heute Abend kommen in der belgischen Hauptstadt die Botschafter der EU-Länder erneut zusammen, um über einen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur sogenannten Chatkontrolle gegen Kinderpornografie zu beraten. Das seit drei Jahren diskutierte Vorhaben sieht vor, dass Dienste wie WhatsApp, Signal und Co. Nachrichten und Fotos bei Messengern auf kinderpornografische Inhalte durchsuchen sollen.
Ein Überblick:
Wie funktioniert Chatkontrolle und was würde sie für Nutzer bedeuten?
Grundlage für die Verhandlungen ist ein Vorschlag der EU-Kommission aus dem Jahr 2022 («Vorschlag über Vorschriften zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern»). Die sogenannte Chatkontrolle würde dem Vorschlag nach technisch vor allem durch automatisierte Scans auf den Endgeräten funktionieren. Experten nennen dieses Verfahren «Client-Side Scanning». Dabei überprüft eine Software auf dem Smartphone oder Computer den Inhalt von Nachrichten, Fotos und Videos direkt, bevor diese verschlüsselt und verschickt werden. Der diskutierte Vorschlag sieht dabei nur vor, Bilder, Videos und URLs zu prüfen - reine Textnachrichten sind ausgenommen.
Die Inhalte werden dabei mit Datenbanken bekannter Missbrauchsmaterialien abgeglichen; für neue, bisher unbekannte Darstellungen sollen Algorithmen und Künstliche Intelligenz Muster erkennen. Wenn ein Verdacht entdeckt wird, erfolgt eine automatische Meldung an die zuständigen Behörden. Eine freiwillige Kontrolle dieser Art durch die Dienste gibt es bereits - der Vorschlag plant die Anbieter dazu zu verpflichten.
Sollte für eine Plattform wie Whatsapp oder Signal eine Überprüfung per Gesetz angeordnet werden, müssten die Nutzerinnen und Nutzer dem noch individuell zustimmen. Tun sie das nicht, könnten Funktionen in den Apps und Diensten eingeschränkt werden.
Was sagen die Befürworter?
Fürsprecher der Kontrollmöglichkeiten betonen, dass es beim Kampf gegen Kinderpornografie um besonders schwerwiegende Kriminalität gehe. Laut EU-Kommission ist «keine allgemeine Überwachung» der Online-Kommunikation vorgesehen, wie ein Sprecher der Kommission mitteilte. Die Bedingungen würden demnach von den Datenschutzbehörden genau überwacht werden.
Die freiwilligen Kontrollen seien für den Schutz der Kinder von großer Bedeutung. «Dank dieses Ansatzes konnten in den letzten Jahren viele große Erfolge bei Ermittlungen erzielt werden», so der Behördensprecher.