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"Es ist das Schönste, was es gibt": 56-Jährige trägt eigenes Enkelkind aus


Autor: Svenja Hentschel

USA, Montag, 26. Sept. 2022

Eine 56-jährige US-Amerikanerin ist schwanger. Doch eigentlich ist sie nicht wirklich die Mutter des Babys. Sie wird nämlich ihr eigenes Enkelkind zur Welt bringen.
In den USA ist eine 56-Jährige mit ihrem eigenen Enkelkind schwanger.


Der "12. Oktober 2021 war der Tag, an dem diese tolle Reise begann. Als sie sagte 'Ich will, dass ihr wisst, dass ich bereit wäre, ein Baby für euch auszutragen.'" So beschreibt Cambria Hauck auf ihrer Instagram-Seite den Beginn einer außergewöhnlichen Schwangerschaft. Ihre Schwiegermutter Nancy Hauck hatte sich nämlich dazu bereit erklärt, das Kind ihres Sohnes und dessen Frau auszutragen. Sie hätte "Eingebungen" und "spirituelle Erfahrungen mit dem kleinen Mädchen" gehabt, erklärte die 56-Jährige ihre Motivation. 

Wie New York Post berichtet, hatten die 30-jährige Cambria und ihr 32-jähriger Mann Jeff aus Utah (USA) sechs Jahre lang vergeblich versucht, ein Kind zu bekommen. Schließlich haben sie sich für eine In-Vitro-Befruchtung entschieden, und prompt waren Zwillinge auf dem Weg. Das Paar habe sich eigentlich noch mehr Kinder gewünscht. Allerdings sei Cambria nach ihrer Schwangerschaft im September 2021 zu einer Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) geraten worden. Daher war sich das Ehepaar unsicher, was es tun sollten. Bis Jeffs Mutter Nancy die entscheidende Idee hatte: Sie würde ihr eigenes Enkelkind zur Welt bringen.

Ganze Familie begeistert von der ungewöhnlichen Idee

"Ich war dankbar, eine so selbstlose und liebevoller Mutter zu haben, die bereit war, solche Opfer für meine Familien zu bringen", sagte Jeff gegenüber der New York Post. Nachdem Nancy ihren Vorschlag gemacht hatte, fragten Cambria und Jeff ihren Arzt nach dessen Einschätzung. Der entgegnete, dass es kein Problem wäre, solange die 56-Jährige über einen "gesunden Uterus" und eine gute physische und mentale Gesundheit verfüge. Auch Nancys Ehemann Jason habe "liebevolle Unterstützung" angeboten. Das sei der Moment gewesen, als Cambria und Jeff wussten, dass sie das Angebot annehmen würden. So beschreibt Cambria die Geschichte in einem Instagram-Beitrag.  

Viel Zeit blieb dem Paar laut der New York Post nicht für die Entscheidung. Denn Nancy steht mit ihren 56 Jahren kurz vor den Wechseljahren. Nancy hatte in ihrem Leben bereits fünf gesunde Schwangerschaften. Einige ihrer Kinder seien auch etwas besorgt gewesen um die Gesundheit ihrer Mutter. Aber letztendlich zeigten sich alle offen für die Idee und freuen sich nun auf den Familienzuwachs. Nancy hat im Januar dieses Jahres mit der 12-wöchigen Hormonbehandlung begonnen, bei der sie von ihrem Mann unterstützt wurde. 

Im Februar 2022 ließ Cambria am "Transferday" die befruchteten Embryonen übertragen, die sie und Jeff aus ihren In-Vitro-Runden gesammelt hatten. Und tatsächlich wurde Nancy sofort schwanger - mit ihrem Enkelkind. "Es war ein bisschen beängstigend, da es 26 Jahre her war, seit ich ein Baby bekommen hatte", sagte Hauck der New York Post. Jeff sei "demütig und erstaunt" gewesen, als seine Mutter schon wenige Tage nach dem Embryotransfer schwanger wurde. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 56 schwanger sein würde oder dass das möglich wäre, aber es ist das Schönste", sagte Nancy der Daily Mail. Das Baby - es wird ein Mädchen - soll im November 2022 zur Welt kommen.

Leihmutterschaft: Rechtliche Lage in Deutschland

Im Gegensatz zu den USA ist Leihmutterschaft in Deutschland nach dem Embryonenschutzgesetz (ESchG) (§1 Absatz 1 Nummer 7) strafbar. Dabei werden der Arzt oder die Ärztin zur Rechenschaft gezogen, der oder die "es unternimmt, bei einer Frau, welche bereit ist, ihr Kind nach der Geburt Dritten auf Dauer zu überlassen (Ersatzmutter), eine künstliche Befruchtung durchzuführen oder auf sie einen menschlichen Embryo zu übertragen." Der Paragraf 13c des Adoptionsvermittlungsgesetzes (AdVermiG) verbietet außerdem die Vermittlung einer Leihmutter. Die Leihmutter selbst und die intendierten Eltern werden nicht bestraft (ESchG §1 Absatz 3 Nummer 2 und AdVermiG §14b Absatz 3). 

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Von dieser Regelungen sind nicht alle Menschen überzeugt. So hat der Mediziner Guido Mewis im Gespräch mit dem Deutschlandfunk eine "gesetzliche Lockerung" für Deutschland gefordert. Er selbst habe seine Kinder von einer Leihmutter in den USA austragen lassen und findet, die deutsche Politik sei einschränkend. "Es gibt das Recht auf Fortpflanzungsfreiheit, es gibt das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Und es gibt das Recht auf Zuordnung von Eltern zu ihren Kindern und Kindern zu ihren Eltern. Das sind ganz fundamentale Rechte, die wurden sogar ins Grundgesetz geschrieben."

Auch wenn die Leihmutterschaft in den Vereinigten Staaten lockerer geregelt ist, sieht das bei dem Recht auf Abtreibung ganz anders aus. Denn genauso wie es Frauen gibt, die schwanger werden wollen und es nicht können, gibt es die, die schwanger sind und es nicht sein wollen. Mit dem Urteil des US-amerikanischen Supreme Courts, die Grundsatzentscheidung Roe v. Wade zu kippen, haben die USA für viele Schlagzeilen gesorgt. Denn mit diesem Beschluss wird es in den amerikanischen Bundesstaaten selbst überlassen, wie sie das Abtreibungsrecht regeln. Vor allem erzkonservative Staaten wollen Abtreibungen ganz oder fast komplett verbieten.