«Hybrider Angriff» mit Drohnen auf dänische Flughäfen
Autor: Steffen Trumpf und Jan Mies, dpa
, Donnerstag, 25. Sept. 2025
Erneut werden über dänischen Flughäfen Drohnen gesichtet. Die Ermittler schließen einen Zufall aus, die Regierungschefin wendet sich an die Nato. Was ist über die Hintergründe bekannt?
Nach erneuten Drohnensichtungen an mehreren Flughäfen, die als «hybrider Angriff» gewertet werden, erhöht Dänemark die Alarmbereitschaft. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach nach einem Krisenaustausch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte von einer «ernsten Situation», in Deutschland sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius: «Wir sind nicht im Krieg, aber wir sind auch nicht mehr im kompletten Frieden.»
Die dänischen Behörden gehen davon aus, dass ein professioneller Akteur für die Zwischenfälle im Luftraum verantwortlich ist. Genauere Details dazu wurden nicht bekanntgegeben. Es gebe keine Informationen, die es erlauben würden, die Urheber zu benennen, sagte der Leiter des Militärgeheimdienstes FE, Thomas Ahrenkiel, bei einer Pressekonferenz am Abend. «Wir befinden uns in einer ernsten Situation», sagte er.
Zuvor hatte bereits der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen in einem Interview des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gesagt, es lägen nicht ausreichend Informationen vor, um sich auf einen Verantwortlichen festzulegen. Der Leiter des Inlandsgeheimdienstes PET, Finn Borch, sagte, es sehe aus wie eine Art hybrider Kriegsführung, die auch anderswo in Europa zu beobachten sei. Das Risiko russischer Sabotage in Dänemark sei groß. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen hatte am Morgen von einem «hybriden Angriff mit verschiedenen Typen von Drohnen» gesprochen.
Russland dementierte in einer Mitteilung der Botschaft in Dänemark Vermutungen, für den Drohneneinsatz verantwortlich zu sein. Die dänischen Behörden schließen zu diesem Zeitpunkt nichts aus. Pistorius sprach von einer neuen Realität, «mit der wir umgehen». Drohneneinsätze gehörten zur Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putins, ohne «dass wir es in dem Fall konkret sagen könnten», meinte der SPD-Politiker. «Wir werden attackiert, hybrid, mit Desinformationskampagnen und eben durch Drohneneindringen.»
Immer neue Drohnensichtungen gemeldet
Nur zwei Tage nach dem umfassenden Drohnenalarm am Flughafen Kopenhagen waren am späten Mittwochabend bis in die Nacht zum Donnerstag weitere Drohnen über einer Reihe von dänischen Flughäfen gesichtet worden. Am Flughafen Aalborg im Norden des Nato-Landes musste vorübergehend der Luftraum gesperrt werden.
Auch in der Nähe der Flughäfen in der wichtigen Hafenstadt Esbjerg, in Sønderborg nahe der deutschen Grenze sowie in der Kleinstadt Billund wurden Drohnen beobachtet. Ebenso am Militärflugplatz Skrydstrup. Alle diese Orte befinden sich in Jütland, dem westlichen Teil von Dänemark, der im Süden an Deutschland grenzt. Eine Gefahr für Flugpassagiere und Menschen habe nicht bestanden, teilten die zuständigen Polizeidienststellen mit.
Im Laufe des Donnerstags wurden zudem immer neue Drohnensichtungen in Dänemark gemeldet, darunter über kritischer Infrastruktur wie Militäranlagen, Ölfeldern und Häfen. Von Schiffen in der Nordsee wurden ebenfalls Sichtungen gemeldet, bestätigt sind diese nicht.