Entführte Familie soll aus Sachsen stammen
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, Mittwoch, 17. Juni 2009
Die im Jemen entführte deutsche Familie soll Medienberichten zufolge aus dem Kreis Bautzen in Sachsen stammen. Demnach handelt es sich um ein Ehepaar (beide 36 Jahre) mit drei kleinen Kindern im Alter von knapp einem bis vier Jahren.
Die Familie soll seit gut fünf Jahren im Jemen gelebt haben. Hier sollen die Eltern als Krankenschwester und Techniker in einem Krankenhaus gearbeitet haben. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte die Berichte über die Herkunft der Familie am Mittwoch weder bestätigen noch dementieren, wie in solchen Fällen üblich. Die Geiseln waren am vorigen Freitag verschleppt worden.
Die jemenitischen Sicherheitskräfte haben derweil ihre Suche nach den sechs Geiseln aus Deutschland und Großbritannien ausgeweitet. Das Innenministerium in Sanaa teilte am Mittwoch mit, mittlerweile werde nicht nur die nordwestliche Provinz Saada durchkämmt. Auch in den Nachbarprovinzen Al-Jawf, Amran und Hadscha werde nun nach der deutschen Familie und dem britischen Ingenieur gesucht.
An der Suche in Saada beteiligten sich auch viele Zivilisten als Freiwillige, hieß es. „Kein Ort bietet den Entführern und Mördern Sicherheit, selbst wenn sie sich tief unter der Erde verstecken sollten“, erklärte das Ministerium. Augenzeugen in Saada sagten, die Sicherheitskräfte hätten zusätzlich mehrere Hundertschaften der Polizei und Soldaten mit Hubschraubern in die Provinz verlegt. Am Dienstagabend war die Belohnung für Hinweise auf das Versteck der Geiselnehmer auf 250.000 US-Dollar (181.000 Euro) erhöht worden. Auch ein deutsches Ermittlerteam soll im Jemen bei der Suche helfen.
Am vergangenen Freitag waren nördlich der Hauptstadt Sanaa neun Ausländer verschleppt worden. Drei von ihnen wurden getötet: Zwei Studentinnen aus Niedersachsen und eine südkoreanische Lehrerin. Ihre Leichen wurden am Montag gefunden. Von den restlichen sechs Geiseln - ein deutsches Ehepaar mit drei Kleinkindern und ein Brite - fehlt bislang jede Spur. Die Ausländer hatten alle in Saada im Dschumhuri- Krankenhaus gearbeitet.
Ob sie von Kriminellen oder von islamistischen Terroristen verschleppt wurden, ist bislang völlig unklar. Bewaffnete Stammesangehörige, die im Jemen gelegentlich Ausländer entführen, um dadurch die Regierung zu erpressen, scheiden als Täter nach Ansicht von Experten aus. Der Mord an den drei Frauen verstoße gegen die ungeschriebenen Gesetze der arabischen Stämme.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach den Angehörigen der ermordeten Frauen sein Mitgefühl aus und kündigte für den Tag der Trauerfeier Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden an. „Wir verneigen uns vor dem Mut, andere Menschen in den ärmsten Regionen dieser Welt trotz aller Gefahren nicht allein zu lassen“, hieß es in einer Mitteilung. Die Regierung sei tief bestürzt über die Ermordung der Frauen aus dem Kreis Gifhorn. „Beide hatten sich bewusst für den Dienst christlicher Nächstenliebe entschieden und sind grausamen Verbrechern in die Hände gefallen“, sagte Wulff.
Im Jemen protestierten Hunderte von Anhängern des schiitischen Rebellenführers Abdulmalik al-Houthi gegen die Entführung und Ermordung der Frauen. Eine Sprecher der islamistischen Bewegung sagte, die Demonstranten hätten während ihres Protestzuges in der von den Rebellen kontrollierten Ortschaft Dhahian die positive Rolle der ausländischen Helfer im Dschumhuri-Krankenhaus hervorgehoben. „Wir sprechen dem deutschen Volk unser Beileid aus“ und „Die Sicherheitsbehörden müssen dieses verabscheuungswürdige Verbrechen unbedingt aufklären“ stand auf ihren Transparenten. Gleichzeitig begann in der Provinzhauptstadt Saada eine ähnliche Protestdemonstration regierungstreuer Jemeniten. dpa