"Einsamer Wolf" erschießt 14 Menschen an Prager Uni - tötete er davor einen Säugling und dessen Vater?
Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa
Prag, Freitag, 22. Dezember 2023
Großeinsatz in der Prager Innenstadt: Kurz vor Weihnachten fallen Schüsse an der renommierten Karls-Universität. Mindestens 14 Menschen sterben im Kugelhagel, mehr als 20 werden verletzt. Der Schütze könnte jedoch in einen weiteren Mordfall verwickelt sein.
Update vom 22.12.2023, 6.45 Uhr: Todesschütze erschießt 14 Menschen an Uni - Zusammenhang mit weiterem Mord vermutet
Auch am Morgen nach den tödlichen Schüssen an der Prager Karlsunversität sitzt der Schock in Tschechien tief - es war die wohl schrecklichste Bluttat in der Geschichte des Landes. Wie der tschechische Polizeipräsident Martin Vondáček am Abend präzisierte, sind gesichert 14 Menschen im Kugelhagel im Gebäude der Philosophischen Fakultät unweit der berühmten Karlsbrücke gestorben. Für Samstag kündigte die Regierung Staatstrauer an, um 12 Uhr sollen die Tschechinnen und Tschechen dann in einer Schweigeminute innehalten und der Opfer gedenken.
Eines scheint zumindest klar zu sein - bei dem Täter handelt es sich wohl um einen "einsamen Wolf", wie tschechische Medien Premier Petr Fiala zitieren: "In diesem Moment sieht es so aus, als ob es die Tat eines Einzeltäters ist, der nun tot ist", so Fiala am Abend vor Journalisten. Eine Verbindung zu einer kriminellen Vereinigung oder dem internationalen Terrorsimus könne man wohl ausschließen. Der Todesschütze von Prag scheint seine Tat jedoch minutiös geplant zu haben. Wie Innenminsiter Vít Rakušan bestätigte, sei auf dem Dachboden der Universität ein ganzen Waffenarsenal gefunden worden. Nach der Bluttat hatte sich der Täter wohl selbst gerichtet - kurz bevor er von den Spezialkräften der tschechischen Polizei gefasst werden konnte.
Laut ersten Erkenntnissen der tschechischen Ermittler kam der Täter aus dem Dorf Hostouň, nur knapp neun Kilometer westlich von Prag. Er soll mit dem Ziel in die Hauptstadt gefahren sein, dort ein Verbrechen zu begehen, heißt es von der Polizei. Zuvor suchte man ihn sogar in einem anderen Gebäude der Karlsuniversität, an der er als Student eingeschrieben war. Später zeigte sich, dass der Täter in seinem Heimatdorf seinen Vater getötet haben soll - dort fand man nämlich die Leiche des Mannes.
Gleichzeitig brachte Polizeipräsident Martin Vondráček den Prager Todesschützen mit einer weiteren schrecklichen Bluttat in Verbindung. Am verganenen Freitag (15. Dezember 2023) wurden in einem Waldstück nahe des Prager Stadtteils Klánovice die Leichen eines erwachsenen Mannes und eines Säuglings gefunden - das Mädchen war erst zwei Monate alt. Seitdem lief eine großangelegte Fahndung nach dem möglichen Täter. "Wir arbeiten ernsthaft mit der Möglichkeit, dass der Angreifer in der Philosophischen Fakultät auch die zwei Menschen auf dem Gewissen hat, die Ende vergangener Woche im Wald von Klánovice gefunden wurden", so der Polizeichef. Laut Vondáček gebe es jedoch bisher keine gesicherte Verbindung zwischen dem Schützen und den beiden Toten - es dürfte sich um Zufallsopfer handeln.
Update vom 21.12.2023, 19.44 Uhr: Keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund
Ein Schütze hat an einer Universität in der Prager Innenstadt das Feuer eröffnet und mindestens fünfzehn Menschen getötet. Auch der Schütze sei tot, teilte Polizeipräsident Martin Vondrasek am Donnerstag (21. Dezember 2023) mit. Man gehe davon aus, dass es sich um einen Studenten der Hochschule handele, der kurz zuvor seinen Vater ermordet habe und deswegen gesucht worden sei. Die formelle Identifikation stehe aber noch aus. Der mutmaßliche Täter habe sich wahrscheinlich von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen. Es dürfte der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik sein.
Nach ersten Informationen wurden 24 Menschen verletzt, davon mindestens neun schwer bis lebensgefährlich. Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund. Rakusan rief die Bevölkerung dennoch auf, den Anweisungen der Polizei zu folgen.
Mindestens 15 Menschen an Universität in Prag erschossen - Schütze ebenfalls tot
Zu den Schüssen kam es an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität am Jan-Palach-Platz. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, darunter waren Spezialkräfte. Der Jan-Palach-Platz ist nur wenige Hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt, dem Wahrzeichen der Stadt an der Moldau.