UN-Klimakonferenz: Deutschland verspricht Millionenbeträge
Autor: Torsten Holtz und Larissa Schwedes, dpa
, Donnerstag, 30. November 2023
Direkt an ihrem ersten Tag schafft die Weltklimakonferenz einen großen Schritt in Sachen Klimahilfen. Deutschland spielt dabei eine besondere Rolle.
Im wohl heißesten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen hat die Weltklimakonferenz in Dubai gleich zu Beginn einen wegweisenden Beschluss zugunsten armer Staaten gefasst. Das Plenum einigte sich darauf, wie der Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in besonders verwundbaren Ländern - etwa nach Dürren, Waldbränden oder Unwettern - ausgestaltet werden soll. Erstmals floss auch Geld in den Fonds: Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate sagten überraschend jeweils 100 Millionen US-Dollar zu (knapp 92 Millionen Euro) zu. Geld geben wollen auch die USA, Japan, Großbritannien und die EU.
Vorgestellt wurde in Dubai zugleich ein vorläufiger Bericht der Weltwetterorganisation (WMO), wonach 2023 wohl das wärmste Jahr seit der Industrialisierung wird. Der Abstand zu den vorher heißesten Jahren 2016 und 2020 sei schon bis Ende Oktober so groß gewesen, dass November und Dezember daran praktisch nichts mehr ändern könnten. Der definitive Bericht kommt erst 2024 heraus.
Bis einschließlich Oktober habe die global gemittelte Temperatur 1,4 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900 gelegen, hieß es. Bislang gilt 2016 als heißestes Jahr mit plus 1,3 Grad über vorindustriellem Niveau.
UN-Generalsekretär António Guterres sagte dazu: «Wir erleben den Kollaps des Klimas in Echtzeit - und die Folgen sind verheerend.» Die hohen Temperaturen sollten den Politikern Schauer über den Rücken jagen. Guterres rief die knapp 200 in Dubai versammelten Länder auf, dringend schärfere Klimaschutzmaßnahmen zu beschließen.
Hoffnung auf dreistellige Milliardensummen
Der Geldtopf, in den nun Geld fließt, wurde im vergangenen Jahr auf der UN-Konferenz in Ägypten beschlossen. Aus ihm soll Hilfe kommen etwa nach Unwettern oder langen Dürren, die auf die Erderwärmung zurückzuführen sind. Einzahlen sollen der am Eröffnungstag der Konferenz beschlossenen Einigung zufolge alle Staaten - aber nur auf freiwilliger Basis. Auch eine konkrete Summe ist nicht festgelegt. Klimabedrohte Länder im globalen Süden wie Inselstaaten erwarten, dass vor allem reiche Industrieländer Geld geben. Manche hoffen auf insgesamt dreistellige Milliardensummen - und zwar jährlich.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), die per Video nach Dubai zugeschaltet war, sprach von einer «bahnbrechenden Entscheidung für die Verwundbarsten» und rief andere Staaten auf, ebenfalls Zusagen zu machen. Durch das Vorpreschen stehen nun die weiteren rund 160 Staats- und Regierungschefs, die in den kommenden beiden Tagen auf der Klimakonferenz sprechen werden, unter Zugzwang.
Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt, nannte die Ankündigung direkt zum Start der Konferenz auch einen «strategisch wichtigen Schachzug». Der Gastgeber und Deutschland zeigten damit auch Schwellen- und ölexportierenden Entwicklungsländern: «Der Fonds für Klimaschäden ist bereit, aufgefüllt zu werden! Diese haben keine Ausrede mehr, sich vor einer finanziellen Ankündigung zu drücken.»