Druckartikel: Airport Nürnberg von Computer-Problem betroffen - Chaos an deutschen Flughäfen

Airport Nürnberg von Computer-Problem betroffen - Chaos an deutschen Flughäfen


Autor: Alexander Milesevic

Deutschland, Freitag, 19. Juli 2024

Weltweit sind Computersysteme gestört. Die Ursache scheint eindeutig zu sein. Auch Bayern ist betroffen - an Flughäfen, in Behörden und Unternehmen.


Update vom 19.07.2024, 17.05 Uhr: Crowdstrike behebt fehlerhaftes Update

Ein fehlerhaftes Software-Update hat weltweit weitreichende Störungen ausgelöst. Flüge fielen aus, Krankenhäuser sagten Operationen ab, Fernsehsender hatten Schwierigkeiten. Manche Bankkunden bekamen am Automaten kein Geld, Lebensmittelläden mussten vorübergehend schließen. Erst nach mehreren Stunden war der Software-Fehler am Freitag (19. Juli 2024) behoben. Die Folgen waren aber noch länger zu spüren.

"Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ursache sei offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen "Falcon Sensor" des Herstellers Crowdstrike. Die IT-Sicherheitsfirma aus Texas bestätigte den Fehler.

Die Panne führte in zahlreichen Ländern zu Problemen. In Deutschland musste der Flughafen Berlin zeitweise den Betrieb weitgehend einstellen, mehrere Fluggesellschaften meldeten Einschränkungen. Bei der niederländischen KLM kam der Flugbetrieb vorübergehend fast vollständig zum Erliegen. An vielen Flughäfen gab es Probleme, etwa bei der Abfertigung, darunter in Hamburg, Köln und Stuttgart, international unter anderem auf Mallorca und in Warschau.

Software funktioniert nicht und sorgt für Probleme ans Bayerns Flughafen

Die gestörten Computersysteme führen auch zu Verspätungen und Flugausfällen an Bayerns Flughäfen. In München seien 15 Flüge gestrichen worden, mehrere weitere konnten nur mit Verspätungen von zum Teil mehr als einer Stunde starten und landen. Zu den Ausfällen sei es durch Effekte gekommen, die von anderen Flughäfen ausgegangen waren, sagte ein Sprecher. Die Probleme seien nicht am Flughafen München entstanden. Einzelne Fluggesellschaften stellten den Flugbetrieb vorübergehend ein, darunter die niederländische KLM und die US-Gesellschaft American. Eurowings strich eine Reihe innerdeutscher Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien.

Am Flughafen Nürnberg hätten die Störungen in den Abfertigungsprogrammen der Fluggesellschaften ebenfalls zu Problemen beim Check-In gesorgt, erklärte ein Flughafensprecher gegenüber inFranken.de. Zum Teil kam es zu erheblichen Verspätungen, ein Flug wurde annulliert. Der Airport warnte auf seiner Webseite die Passagiere vor Verzögerungen im Abfertigungsprozess.

Auch am Flughafen in Memmingen mussten Fluggäste wegen IT-Problemen Geduld haben. Das System zur Passagierabfertigung sei gestört, sagte eine Flughafensprecherin. Der Check-in müsse deshalb manuell erfolgen. "Das funktioniert, aber es dauert leider", sagte die Sprecherin. Fluggästen werde geraten, wegen der Verzögerungen früher als zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Wegen der Probleme sei mit Verspätungen im Flugverkehr zu rechnen.

Landratsamt und Unternehmen ebenfalls von Software-Problem betroffen

Das Landratsamt München stellte den Kundenbetrieb ein. Ein Netzwerkausfall habe dazu geführt, dass keine Fachverfahren durchgeführt werden können, etwa die Anmeldung von Kraftfahrzeugen bei der Zulassungsstelle. Das Problem sei aber noch am Freitag behoben worden, der Betrieb könne am Montag voraussichtlich normal fortgesetzt werden. 

Auch Wirtschaftsunternehmen litten unter den Beeinträchtigungen. Auf Anfrage bestätigten dies Allianz, Siemens und BMW. Teilweise laufen Systeme aber bereits wieder. "Wir haben derzeit einen größeren Ausfall, der die Mitarbeiter beeinträchtigt, sich an ihren Computern anzumelden", hieß es am späten Vormittag von der Allianz. "Hierbei geht es insbesondere um Windows-Logins." Als Ursache verweist der Konzern auf seinen Provider CrowdStrike und betont, dass auch weitere Unternehmen betroffen seien. 

Auch BMW blieb nicht verschont: "Unsere Produktionsstandorte waren teilweise von der aktuellen Software-Störung betroffen", sagte eine Sprecherin. "Die Störung konnte jedoch kurzfristig behoben werden, sodass unsere Werke weltweit laufen."

Verwaltungen und Lebensmittelmärkte merken Auswirkungen von Update-Fehler

Siemens erklärte, man sei - wie andere Microsoft-Kunden - ebenfalls betroffen und arbeite an Lösungen. Ein Teil der betroffenen Systeme laufe bereits wieder. "Wir haben schon seit langem etablierte Notfallpläne", diese würde nun umgesetzt, betonte ein Sprecher. Dazu, ob auch Produktionsabläufe betroffen waren, konnte er zunächst nichts sagen. 

Der Lebensmittelhändler Tegut schloss vorübergehend seine bundesweit 340 Märkte. Mit Karten einzelner Anbieter kam es nach Bankenangaben vorübergehend an Geldautomaten zu Störungen, in manchen Apotheken hatten Patienten Probleme beim Einösen von E-Rezepten. 

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte für Freitag alle geplanten Operationen in Kiel und Lübeck ab, ähnliche Meldungen kamen aus den Niederlanden. Computerprobleme hatten auch Kreis- und Stadtverwaltungen, etwa in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. In München konnten Bürger zeitweise keine Autos anmelden.

Ursache in Software für Windows-Rechner

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind Betreiber kritischer Infrastruktur betroffen. Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Transport und Verkehr, die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Trinkwasser, Abwasser und Telekommunikation. Allianz, Siemens, BMW und Mercedes-Benz bestätigten auf Anfrage Beeinträchtigungen. Die Bundeswehr war nach Regierungsangaben nicht betroffen.

Crowdstrike betonte, es sei keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen. Der Software-Fehler steckte nach Angaben des Unternehmens in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Windows-Hersteller Microsoft meldete daraufhin Probleme mit seinem Cloud-Service 365. Der Software-Riese veröffentlichte auch eine Anleitung, wie Windows-Cloud-PCs auf den Zustand vor dem fehlerhaften Update zurückgesetzt werden können. 

Crowdstrike betonte am Mittag, das Problem sei erkannt und behoben worden. Die IT-Sicherheitsfirma verwies ihre Kunden auf ein neues Update. Doch es gab auch danach noch Probleme: Die Fluggesellschaft Eurowings strich am Mittag mehr als 50 Flüge in Deutschland sowie von und nach Großbritannien, um ihre IT-Systeme zu entlasten.

Bundesamt nimmt Software-Anbieter in den Fokus

Bis die Probleme völlig behoben sind, kann nach Darstellung des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) noch etwas Zeit vergehen. "Im schlimmsten Fall muss jeder betroffene Rechner einzeln bearbeitet werden", sagte Amtspräsidentin Claudia Plattner. Sie fügte hinzu, im Nachgang der Krise müsse man darüber sprechen, wie die Qualitätssicherung bei Crowdstrike und bei Microsoft aussehe. 

Die Schockwellen der Softwarepanne waren weltweit zu spüren: Die australische Regierung berief eine Krisensitzung ein. Der Fernsehsender Sky News sendete vorübergehend kein Programm und zeigte ein Standbild. In Israel waren nach CNN-Informationen Krankenhäuser betroffen, in Neuseeland viele Geschäfte. Kreditkarten-Zahlungen funktionierten nicht mehr, vielerorts hieß es nach einem Bericht der Zeitung New Zealand Herald "cash only". In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Der europäische Billigflieger Ryanair sprach ebenfalls von Problemen.

Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen einzelner Anbietern getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste.

Ursprungsmeldung vom 19.07.2024, 10.30 Uhr: Weltweites Computer-Problem stürzt Flughäfen ins Chaos 

Computer-Probleme sorgen derzeit weltweit an Flughäfen, im Luftverkehr sowie bei Medien- und Krankenhäusern für Chaos. So mussten unter anderem die Flughäfen in Berlin und Hamburg zum Beginn der Sommerferien zwischenzeitlich den Betrieb einstellen. Auch Airlines am Airport Nürnberg sind von der Störung betroffen.

Es handele sich um Softwareprobleme in den Abfertigungsprogrammen der Fluggesellschaften, erklärte ein Flughafensprecher gegenüber inFranken.de. Am Freitagvormittag (19. Juli 2024) sei es aber kaum zu Verzögerungen gekommen. "Alle Flüge stehen auf grün", so der Sprecher weiter. Die betroffene Software werde auch nicht von allen Airlines genutzt. Die Probleme könnten aber dazu führen, dass der Flugplan im Laufe des Tages durcheinander gerate und Passagiere mit längeren Abfertigungszeiten rechnen müssten.

Aus Sicherheitskreisen in Deutschland hieß es, man gehe von einer technischen Störung infolge eines fehlerhaften Software-Updates aus. Hinweise auf einen Cyberangriff gebe es bislang nicht. Medienberichten zufolge könne ein Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike der Auslöser für die Störungen sein. Unter anderem führte ein Energieunternehmen in Australien die Probleme darauf zurück. In einer Mitteilung an die Kunden sprach Crowdstrike der Technologie-Website The Verge zufolge von Problemen. Die australische Regierung berief wegen der weltweiten Störungen eine Krisensitzung ein.

Update soll weltweite Probleme ausgelöst haben

Der Fehler bei Crowdstrike habe wiederum Software von Microsoft gestört, berichteten Medien wie der Finanzdienst Bloomberg. Der Software-Riese meldete zuvor Probleme mit seinem Cloud-Service 365. Dem US-Sender CNBC sagte ein Crowdstrike-Sprecher, das jüngste Update werde gerade wieder zurückgenommen. Die amerikanische Firma sichert unter anderem Websites ab und spielt eine zentrale Rolle beim Schutz gegen IT-Bedrohungen. Eines ihrer Produkte mit dem Namen Falcon dient dazu, bösartige Aktivitäten im Datenverkehr zu entdecken. Laut Bundesinnenministetrium soll ein Falcon-Update die Ursache für die Probleme sein.

Microsoft geht davon aus, dass die Störungen bald behoben werden können. "Wir sind uns eines Problems bewusst, das Windows-Geräte aufgrund eines Updates von einer Softwareplattform eines Drittanbieters betrifft", sagte ein Microsoft-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Wir gehen davon aus, dass eine Lösung in Kürze gefunden wird."

Auch am Flughafen im bayerischen Memmingen mussten Fluggäste wegen IT-Problemen Geduld aufbringen. Das System zur Passagierabfertigung sei gestört, sagte eine Flughafensprecherin. Der Check-in müsse deshalb manuell erfolgen. "Das funktioniert, aber es dauert leider", so die Sprecherin. Fluggästen werde geraten, wegen der Verzögerungen früher als zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Wegen der Probleme sei mit Verspätungen im Flugverkehr zu rechnen.

Manuelle Check-Ins sorgen für Verzögerungen an Flughäfen

Ähnlich ist die Situation an Flughäfen in Baden-Württemberg. Weil die Check-In-Systeme nicht funktionierten, müsse am Flughafen Stuttgart und am Baden-Airpark in Rheinmünster der Check-In manuell durchgeführt werden, sagten Sprecher der Flughäfen. In Stuttgart seien von den Ausfällen zwei Airlines betroffen, so ein Sprecher. Durch die Probleme komme es zu längeren Wartezeiten bei der Abfertigung von Passagieren, es gebe aber derzeit keine Flugausfälle. 

Auch in Köln komme es am Flughafen "zu großen Beeinträchtigungen beim Check-In-Prozess der Airlines", erklärte der Airport. Der benachbarte Flughafen in Düsseldorf ist von der Störung ebenfalls betroffen. Welche Auswirkungen diese auf den Flugverkehr am größten Flughafen in Nordrhein-Westfalen hat, war zunächst unklar. 

Aufgrund des Problems sind in Zürich keine Ladungen am Flughafen mehr möglich, teilte der Airport mit. In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Der europäische Billigflieger Ryanair sprach ebenfalls von Problemen. "Wir erleben derzeit eine Störung des Netzwerks wegen eines weltweiten IT-Ausfalls eines Drittanbieters, der außerhalb unserer Kontrolle liegt", teilte die Airline auf der Plattform X mit.

Flughäfen weltweit von Störung betroffen

Auch in Asien sind wichtige Flughäfen von den weltweiten Computer-Problemen betroffen. Unter anderem komme es am Changi Airport in Singapur wegen der Ausfälle zu Verspätungen, Nach Angaben des Senders Channel News Asia sind auch in Asien wichtige Flughäfen von den weltweiten Computer-Problemen betroffen. Unter anderem müssten auch am Changi Airport in Singapur und am Flughafen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok manuelle Check-Ins durchgeführt werden. Am Flughafen von Palma de Mallorca waren ebenfalls die Computer für die Abfertigung ausgefallen. 

Besonders schwer wurde Medienberichten zufolge Australien von den Computer-Problemen betroffen, wo Banken, Airlines und Medien mit Ausfällen zu kämpfen hätten. Am Flughafen Sydney wurde den Kunden mitgeteilt, dass sie ihr Gepäck nicht aufgeben können. Sowohl bei Inlandsflügen als auch bei internationalen Verbindungen komme es zu Verspätungen, schrieb die Zeitung Sydney Morning Herald unter Berufung auf einen Flughafensprecher.

Die Airline Virgin Australia stellte für eine gute Stunde den Flugverkehr ein. Auch die niederländische Fluggesellschaft KLM verzichtete aufgrund der weltweiten Störung auf den Großteil des Betriebs.

In Großbritannien war ein System zur Buchung von Arztterminen im Gesundheitsdienst NHS lahmgelegt. Aber auch der britische Fernsehsender Sky News und die Londoner Börse London Stock Exchange kämpften mit Problemen.

Höhe des finanziellen Schadens noch nicht absehbar

In Norddeutschland sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Operationen an ihren Standorten in Kiel und Lübeck ab. Die Ambulanzen blieben ebenfalls geschlossen. "Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung", teilte das Klinikum mit.

Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen bei einzelnen Anbietern getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste.

Wie groß ist der finanzielle Schaden durch die Ausfälle ist, war zunächst noch nicht bekannt. Die Aktie von Crowdstrike bekam die Probleme im vorbörslichen Handel mit einem Minus von zeitweise mehr als 20 Prozent zu spüren. ami/mit dpa