Putin und Xi fordern bei Gipfel in China neue Weltordnung
Autor: dpa
, Montag, 01. Sept. 2025
Beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit will China Geschlossenheit mit dem russlandfreundlichen Block zeigen - ein Zeichen auch gegen den Westen. Doch wie stabil ist das Bündnis?
           
Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping haben sich beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) für eine Weltordnung ohne eine Dominanz der USA und Europas starkgemacht. Das eurozentrische und euroatlantische Modell habe sich überlebt, sagte Putin den anwesenden Staats- und Regierungschefs im chinesischen Tianjin. Xi forderte, eine Mentalität des Kalten Krieges, Blockkonfrontationen und Schikane abzulehnen. Nötig sei überdies mehr Zusammenhalt der Shanghaier Organisation, die sich als politisches Gegengewicht zu westlichen Bündnissen wie der Nato und der EU versteht.
Xi und auch Putin fordern schon länger den Aufbau einer «multipolaren Weltordnung». Damit meinen sie vor allem eine Weltordnung abseits einer aus ihrer Sicht vorherrschenden Führung der USA. China strebt dafür nach mehr Einfluss im Globalen Süden und präsentiert sich mit Investitions-Initiativen, etwa der «Neuen Seidenstraße», als Alternativen zu westlichen Partnern.
Dominiert von Anführern autoritärer Staaten
Die SOZ wurde vor 24 Jahren als Organisation für den Kampf gegen Terrorismus und für wirtschaftliche Zusammenarbeit gegründet. Mittlerweile gehören ihr zehn Staaten an, darunter neben Gründungsländern wie Russland, China und Kasachstan auch Indien, Pakistan sowie seit 2023 der Iran und seit 2024 Belarus. Dominiert wird die SOZ von Anführern autoritärer Systeme, die international auch wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehen.
Xi schlägt neue Initiative vor
Als «größtes Highlight» des Gipfels pries Chinas Außenminister Wang Yi die von Xi vorgebrachte Initiative für globale Regierungsführung (GGI) an. «Das Monopol globaler Regierungsführung einiger weniger Länder darf nicht weitergehen», sagt er. Alle Länder hätten ungeachtet ihrer Größe hätten ein Recht, in internationalen Angelegenheiten teilzunehmen, sagte er. Die Initiative soll nach Vorstellung Xis unter anderem Multilateralismus fördern und echtes Handeln erzeugen – konkreter wurde er zunächst nicht.
Xi hob die Erfolge der Shanghaier Organisation hervor, darunter die Zusammenarbeit gegen Terrorismus und Investitionen in die Industrie. Ihm zufolge erreichen die Mitglieder der Organisation zusammen eine jährliche Wirtschaftsleistung von beinahe 30 Billionen US-Dollar (25,6 Billionen Euro). Xi kündigte außerdem 2 Milliarden Yuan (knapp 239,5 Millionen Euro) an Hilfe für SOZ-Mitglieder an.
Modi und Putin halten Händchen
Nach Xis Auftaktrede sprachen weitere Staats- und Regierungschefs, darunter Irans Präsident Massud Peseschkian und Indiens Premierminister Narendra Modi.
Die SOZ-Mitglieder unterzeichneten zudem eine gemeinsame Erklärung. Darin sprachen sie sich gegen wirtschaftliche Handelszwänge aus und verurteilten unter anderem die Angriffe Israels und der USA auf den Iran im Juni und die Terrorattacke vom 22. April im von Indien kontrollierten Landesteil Kaschmir. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine fand keine Erwähnung.