Klage, Verbotszone: Widerstand in Chicago gegen Trump wächst
Autor: Franziska Spiecker und Anna Ringle, dpa
, Montag, 06. Oktober 2025
Demokratische Städte wehren sich: Sie rufen Gerichte um Hilfe, um von Trump angeordnete Soldateneinsätze auf ihren Straßen zu unterbinden. Die Stimmung kocht weiter hoch.
Der Widerstand in demokratisch regierten Großstädten gegen die Trump-Regierung und ihr Vorgehen gegen Migranten wächst. Nach Portland klagt auch die Millionenstadt Chicago dagegen, dass US-Präsident Donald Trump die Nationalgarde in den Städten einsetzen will, um dort gegen angeblich ausufernde Kriminalität und Proteste gegen Razzien der Migrationsbehörde ICE vorzugehen. Seit Monaten herrscht Streit zwischen der Regierung in Washington und einigen Bundesstaaten und Städten, in denen sie die Nationalgarde eingesetzt oder ein solches Vorgehen angekündigt hat. Die Bundesstaaten sehen sich in ihrer Souveränität verletzt.
Die jüngste Klage
Die jüngste Klage strengen der US-Bundesstaat Illinois und die Stadt Chicago an. Es sei rechtswidrig, dass Trump und seine Regierung Nationalgardisten unter Bundeskontrolle stellten, um in der Stadt gegen angeblich ausufernde Kriminalität vorzugehen, hieß es in der Klage.
Der Streit um einen Einsatz der Nationalgarde in Chicago, wo seit Wochen Menschen gegen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE protestieren, war am Wochenende weiter hochgekocht: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth ordnete an, etwa 300 Nationalgardisten aus Illinois unter Bundeskontrolle zu stellen, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Sie sollten demnach Bundesbeamte, etwa von ICE, und Bundeseigentum schützen.
Illinois' Gouverneur JB Pritzker erklärte in der Nacht zum Montag auf X, dass Trump zudem 400 Nationalgardisten aus dem republikanisch regierten Texas einberufen habe, um sie in Illinois, in Oregon und weiteren Orten in den USA einzusetzen. «Wir müssen nun anfangen, es als das zu bezeichnen, was es ist: Trumps Invasion», schrieb der Demokrat. Die Klage geht explizit auf den geplanten Einsatz von Nationalgardisten aus Illinois und Texas ein.
Chicago schafft Verbotszonen für ICE-Einsätze
Flankierend will Chicago ICE verbieten, sich an ausgewählten Plätzen aufzuhalten. Der demokratische Bürgermeister Brandon Johnson stellte eine Anordnung vor, die ICE-freie Zonen vorsieht. Die Stadt verbietet nach Aussagen Johnsons den ICE-Einsatzkräften, etwa Kontrollpunkte in Parks oder auf öffentlichen Parkplätzen Sammelpunkte einzurichten. Private Einrichtungen könnten sich auch an die Stadt wenden, um sicherzugehen, dass ICE-Beamte nur mit einem Durchsuchungsbefehl das Gelände betreten dürfen.
Die Stadt macht der Migrationsbehörde schwere Vorwürfe. So hätten Beamte besonders in der vergangenen Woche Razzien für Machtdemonstrationen genutzt. Dabei hätten sie Tränengas versprüht. Menschen seien gejagt worden, zum Teil seien Kinder bei den Vorfällen anwesend gewesen. Johnson sprach von einer «Zurschaustellung von Tyrannei». Auch bei Protesten gegen die ICE-Einsätze seien Einsatzkräfte hart vorgegangen.
Die US-Regierung stellt die Lage seit Wochen anders dar und verweist darauf, dass ICE ihre Arbeit mache und das amerikanische Volk vor Kriminellen - angeblich den «Schlimmsten der Schlimmen» - geschützt werden solle. Es ist Teil des verschärften Anti-Migrationskurses von Trump.