Britische Krankenschwester tötet mehrere Babys - und schreibt Eltern Beileidskarten
Autor: Agentur dpa
London, Sonntag, 20. August 2023
Ein grausamer Fall wurde in Großbritannien verhandelt: Eine ehemalige Krankenschwester soll Babys getötet haben, indem sie ihnen Luft spritzte und sie überfütterte. Möglicherweise wird sie niemals aus der Haft entlassen.
           
Lächelnd und mit weichem Blick, ein Baby auf dem Arm, das Köpfchen gestützt, schaut eine Krankenschwester in die Kamera. Um die Kleinsten wollte sich die blonde Frau mit dem Pferdeschwanz kümmern, das war ihr Wunsch seit der Schule. Doch nun hat sich ihr Name in die Kriminalgeschichte eines ganzen Landes eingebrannt. Sieben Babys hat Lucy L. getötet, bei sechs weiteren hat sie es versucht - am Freitag hat eine Jury sie deshalb wegen Mordes und versuchten Mordes schuldig gesprochen.
Die 33-Jährige wird aller Wahrscheinlichkeit nach, den Großteil ihres Lebens im Gefängnis verbringen müssen. Das Strafmaß folgt an diesem Montag: Bei Mord folgt in Großbritannien zwingend lebenslange Haft, der Richter legt eine Mindesthaftdauer fest. Beobachter halten es für möglich, dass L. nie mehr in Freiheit kommen wird.
Morde und Mordversuche auf Neugeborenenstation - Mitarbeiter schöpften Verdacht
Die 33-Jährige war am Freitag vor einem Gericht in Manchester schuldig befunden worden, in den Jahren 2015 und 2016 auf einer Neugeborenenstation in der Stadt Chester sechs Babys getötet zu haben. Das Strafmaß soll am kommenden Montag verkündet werden.
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Es ist die schlimmste Kindermordserie in der jüngeren Geschichte des Vereinigten Königreichs, wie Medien nach dem Schuldspruch am Manchester Crown Court betonen. "Todesengel" nennt das Boulevardblatt "Sun" die Verurteilte. Die 33-Jährige war noch in weiteren Fällen wegen versuchten Mordes angeklagt, hier konnte sich die Jury aber auch nach wochenlangen Beratungen nicht auf ein Urteil einigen.
Einige Jurymitglieder brachen in Tränen aus, als der Fall endlich abgeschlossen war, wie die BBC berichtet. 145 Tage lang hatten sie grausame Details gehört. In einigen Fällen mordete die Krankenschwester, indem sie den Babys Luft spritzte, in anderen überfütterte sie die Neugeborenen mit Milch. Manchmal lagen wenige Stunden zwischen Mordversuchen, manchmal Wochen. Fünf Jungen, davon zwei Brüder aus einer Drillingsgeburt, und zwei Mädchen starben. Alle waren auf der Frühgeborenenstation betreut worden.
Überfüttert und Luft gespritzt - Motiv total unklar
Rund ein Jahr ging das so im Countess of Chester Hospital der westenglischen Stadt Chester, von Juni 2015 bis Juni 2016. Zwar schöpften Mitarbeiter oder Vorgesetzte durchaus Verdacht. Denn immer war L. in der Nähe, wenn ein Kind überraschend starb oder plötzlich um sein Leben kämpfte. Doch lange geschah: nichts. Mitarbeiter, die ihre Bedenken äußerten, wurden sogar zu einer Entschuldigung genötigt, wie die BBC recherchiert hat.
Als L. dann endlich aus der Station abgezogen wurde, arbeitete sie in einem Büro, wo sie Einsicht in sensible Patientenunterlagen hatte. Erst lange nach den Taten wurde sie festgenommen. Der Direktor der Klinik entschuldigte sich. Das Gesundheitsministerium kündigte eine umfassende Aufarbeitung des Falls an. Und Ermittler wollen die Pflege von etwa 4000 Babys überprüfen.