Erstes Schiff für Gaza: Reise verzögert sich
Autor: dpa
, Sonntag, 10. März 2024
Kurz vor Beginn des Ramadan geht das Ringen im Gaza-Krieg um eine Feuerpause weiter. Derweil läuft die Hilfe für die Menschen in Gaza übers Meer an. Die News im Überblick.
Das Auslaufen des Schiffes «Open Arms» der gleichnamigen spanischen Hilfsorganisation, das mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladen ist, verzögert sich. Wegen «technischer Themen» laufe das Schiff allen Anzeichen nach wohl erst am Montagmorgen aus dem zyprischen Hafen Larnaka aus, berichtet der zyprische Rundfunk (RIK). Nach Angaben der zyprischen Regierung in Nikosia hat das Schiff, das eine Cargo-Plattform schleppen soll, rund 200 Tonnen Trinkwasser, Medikamente dabei.
Es handele sich um eine Probefahrt entlang der Route eines geplanten Hilfskorridors, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zyprische Präsidenten Nikos Christodoulidis vergangenen Freitag angekündigt hatten. Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Experten schätzen, dass die Fahrt dorthin mindestens 48 Stunden dauert. Diese Route ist nicht ungefährlich: Im östlichen Mittelmeer wehen nämlich oft starke Winde.
Hafen nicht tief genug für Frachter
Die «Open Arms» - ein umgebauter Schlepper - zieht hinter sich eine Plattform. Auf dieser befindet sich der größte Teil der Hilfsgüter. Die EU-Inselrepublik Zypern wird bis zu dem Punkt verantwortlich sein, an dem das Schiff zyprische Hoheitsgewässer verlässt. «Danach wird das Schiff durch Satelliten und Radars anderer Akteure überwacht», sagte der Regierungssprecher der dpa.
Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor der Küste des Gazastreifens seine Fracht löschen soll, ist unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große Herausforderung, weil es nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau nach US-Angaben aber zwei Monate dauern wird.
Die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen spitzt sich seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt am Nötigsten. Auslöser des Gaza-Kriegs war ein Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten.
Von der Leyen fordert mehr Hilfe aus Israel
Angesichts der extremen Notlage der Bevölkerung im Gazastreifen erwartet EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mehr Hilfe auch aus Israel. Das Land komme seiner Pflicht zur Versorgung der Menschen «nur begrenzt» nach und müsse mehr tun, um ziviles Leben zu schützen, sagt sie im ZDF-«heute journal». In dem Küstenstreifen läuft seit Oktober ein israelischer Militäreinsatz gegen die islamistische Hamas - als Reaktion auf ein beispielloses Massaker der Extremisten in Israel.
Der nun geplante Seekorridor von Zypern nach Gaza sei unbedingt nötig, «weil wir eine humanitäre Katastrophe zurzeit erleben», sagt von der Leyen weiter. Mit Israel sei dies abgesprochen. «Entscheidend ist: Die Israelis können auf zypriotischer Seite die Waren kontrollieren und damit den Sicherheitscheck machen. Dann geht es auf das Schiff und in Richtung Gaza.» Gefragt nach einem weiteren Landzugang für Hilfsgüter von Israel aus sagte sie, darum werde ebenfalls «intensiv gerungen». Bei der Hilfe seien «alle gefordert».