Banges Warten auf Geiseln und bittere Rückkehr in Ruinen
Autor: dpa
, Sonntag, 12. Oktober 2025
Die US-Regierung hat eine Gaza-Waffenruhe sowie die Freilassung von Geiseln und Häftlingen vermittelt. Nun reist Präsident Trump in die Region - für mehrere denkwürdige Termine und starke Bilder.
Gut zwei Jahre nach dem Oktober-Massaker der Hamas und dem Beginn des Gaza-Kriegs warten Angehörige, Freunde und ganz Israel gebannt auf die Rückkehr der letzten Geiseln aus dem Gazastreifen. Die islamistische Hamas hat im Rahmen des von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Plans für einen dauerhaften Frieden die Übergabe aller verbliebenen Geiseln in ihrer Gewalt angekündigt. Die Frist hierfür endet am Montag. Noch am selben Tag will sich Trump mit Angehörigen der Geiseln treffen, eine Rede im israelischen Parlament halten und dann zu einer «Nahost-Friedenszeremonie» in Ägypten weiterreisen, wie das Weiße Haus mitteilte.
Aus Hamas-Quellen hieß es, die Palästinenserorganisation und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) würden ab Sonntag damit beginnen, die noch lebenden Geiseln - nach israelischen Angaben sind es 20 - bis zum frühen Montagmorgen an vereinbarten Punkten zusammenzubringen, bevor sie durch das Rote Kreuz freigelassen werden. Außerdem sollen die sterblichen Überreste 27 weiterer Geiseln aus Israel und eines schon 2014 getöteten israelischen Soldaten übergeben werden.
Im Gegenzug muss Israel gemäß Abmachung knapp 2.000 inhaftierte Palästinenser freilassen - darunter bis zu 250 Gefangene, die wegen Terrorangriffen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Die genaue Zahl dieser verurteilten Palästinenser und ihre Namen wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
Trump darf auf symbolträchtige Bilder hoffen
Obwohl nicht absehbar ist, ob das Abkommen angesichts des tiefen Misstrauens zwischen den Konfliktparteien wirklich Bestand haben wird, verbuchte Trump die vorläufige Einigung bereits als historischen Erfolg für sich. Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) will er von Washington in Richtung Nahost aufbrechen, wo er auf starke und symbolträchtige Bilder hoffen kann.
Noch vor seiner Rede in der Knesset - dem israelischen Parlament - will er sich am Montagvormittag mit Familien der Geiseln treffen, wie das Weiße Haus mitteilte. Anschließend werde er in den ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich weiterreisen, wo um 14.30 Uhr (Ortszeit) die Zeremonie anlässlich der Unterzeichnung des Gaza-Abkommens stattfinde. Keine drei Stunden später soll Trump dann schon wieder im Flieger nach Washington sitzen.
Jubel für Trump, Buh-Rufe für Netanjahu
Bei einer Großkundgebung der Organisation der Geisel-Angehörigen in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv bezeichnete der US-Sondergesandte Steve Witkoff die Rolle Trumps als entscheidend für die erzielten Fortschritte. «Wir alle sind Präsident Trump zu tiefstem Dank verpflichtet», sagte er sichtlich bewegt. Viele der Teilnehmer - nach Angaben der Organisatoren waren es rund 400.000 - jubelten und riefen in Sprechchören «Danke Trump».
Als Witkoff jedoch den Namen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu erwähnte, ging seine Rede zeitweise in einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert und Buhrufen unter. Viele Angehörige und Freunde der Geiseln werfen Netanjahu vor, nicht genug für die Freilassung der Verschleppten getan zu haben, weil ihm politische Motive wichtiger waren als ihr Schicksal.