Autofahren der Zukunft: Große Glupschaugen sollen Autos sicherer machen - Studie verblüfft
Autor: Kyrill Wunderlich
Tokio, Freitag, 14. Oktober 2022
Wie wird das autonome Fahren in Zukunft verkehrssicherer? Geht es nach einer aktuellen Studie, gibt es eine ebenso simple wie überraschende Antwort: mit Glupschaugen an den Fahrzeugen. Fußgänger*innen treffen dann scheinbar bessere Entscheidungen.
- Wie werden selbstfahrende Autos verkehrssicherer?
- Kleine Studie aus Japan mit 18 Teilnehmenden überrascht
- "Glupschaugen" sorgten für bessere Entscheidungen
Wenn es um autonomes Fahren geht, äußern Kritiker immer wieder Sicherheitsbedenken. So könnten gerade Fußgänger*innen Situationen falsch einschätzen und die Sicherheit gefährden. Wie können selbstfahrende Autos also verkehrssicherer werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine kleine Studie aus Japan mit 18 Teilnehmenden.
Studie mit Glupschaugen am Auto: So lief das Experiment ab
In mittelfristiger Zukunft ist autonomes Fahren wohl Standard. Dieser Annahme gingen zumindest Forschende aus Japan nach. Der offensichtliche Nachteil: Fußgänger*innen könnten dann vor dem Überqueren der Straße keinen Blickkontakt mehr mit Autofahrer*innen aufnehmen - und möglicherweise falsche Entscheidungen im Straßenverkehr treffen.
Um diesen Blickkontakt zu ersetzen, kamen die Wissenschaftler*innen auf eine kuriose Idee: In einem Experiment setzten sie je neun Männern und Frauen zwischen 18 und 49 Jahren eine VR-Brille auf. Darüber wurde den Teilnehmenden vier verschiedene Szenarien im Straßenverkehr abgespielt. Die Szenarien waren dabei immer nahezu identisch. Ein (scheinbar) selbstfahrendes Golf-Cart fuhr über die Straße, während die Proband*innen in die Rolle des Fußgängers schlüpften. Anschließend sollten sie entscheiden, ob sie die Straße überqueren würden - oder eben nicht. In zwei Szenarien war das Golf-Cart allerdings mit robotischen Glupschaugen ausgestattet, welche den Blickkontakt simulieren sollten.
"Wenn diese zu dem Fußgänger schauten, war das ein Signal dafür, dass der Fußgänger wahrgenommen wurde", erklärt das Wissensportal "The Science Times". Schauten die Augen weg, wurden die Fußgänger nicht wahrgenommen. In den anderen beiden Szenarien fuhr das Fahrzeug ohne die Augen über die Straße. Die Wissenschaftler*innen dokumentierten die Antworten und werteten diese anschließend aus. Bei den Ergebnissen, die im September bei ACM Digital Library publiziert wurden, unterschieden sie zudem zwischen den Geschlechtern.
Teilnehmende trafen bessere Entscheidungen: Ergebnisse der Studie überraschen
Insgesamt zeichnete sich bei den Ergebnissen ein Trend ab: Die Teilnehmenden trafen bessere und effizientere Entscheidungen, wenn das Fahrzeug mit "Augen" unterwegs war. So entschieden sich die Teilnehmenden eher gegen das Überqueren der Straße, wenn das Auto sie zuvor nicht "anschaute".
Weiterhin fiel auf, dass Männer tendenziell eher risikoreiche Entscheidungen trafen. So überquerten sie teilweise auch dann die Straße, wenn das Golf-Cart nicht anhielt. War das Fahrzeug jedoch mit den Augen ausgestattet, minimierten sich diese Fehler, Männer trafen dann sicherere Entscheidungen. Bei Frauen zeigte sich ein gegenteiliges Bild: Sie trafen teils ineffiziente Entscheidungen, indem sie unter anderem selbst dann nicht die Straße überquerten, wenn das Golf-Cart anhielt. Wurde dieselbe Szene mit Glupschaugen abgespielt, trafen die Frauen mutigere Entscheidungen.