Als erster Staat weltweit: Dänemark schafft Briefversand komplett ab
Autor: Agentur dpa
Kopenhagen, Montag, 29. Dezember 2025
Dänemark verabschiedet sich von einem Service, der in Deutschland oft noch den Alltag bestimmt. Als erstes Land weltweit schafft es nämlich den Briefversand ab.
Radikaler Schritt: Wer noch eine letzte Ansichtskarte aus dem winterlichen Kopenhagen-Urlaub in einen der öffentlichen roten Briefkästen werfen möchte, muss sich beeilen. Als wohl erstes Land Europas stellt das hoch digitalisierte Dänemark in diesen Tagen die öffentliche Briefzustellung ein und entfernt sämtliche Briefkästen aus dem Stadtbild.
Das staatliche Postunternehmen Postnord wird an diesem Dienstag (30. Dezember 2025) die letzten Briefe verteilen, danach ist Schluss. Briefmarken werden bereits seit dem 18. Dezember nicht mehr verkauft, und bis zum Jahresende sollen alle öffentlichen Briefkästen aus dem deutschen Nachbarland verschwunden sein. Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang: Der Weltpostverein teilt mit, ihm sei nicht bekannt, dass ein anderes Land unlängst einen ähnlichen Schritt gemacht habe.
Kein Briefversand mehr in Dänemark - Postkästen werden abgebaut
"Die Dänen sind immer digitaler geworden, und das, was früher als Brief verschickt wurde, erhalten die allermeisten heute digital", heißt es von Postnord. Seit der Jahrtausendwende sei die Briefmenge im Land um mehr als 90 Prozent gefallen, Tendenz weiter sinkend.
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Viele der rund 1.500 roten Briefkästen im Land wurden bereits seit dem Sommer nach und nach abgenommen. Auf dem Schrottplatz sind sie aber nicht gelandet: Seit Mitte Dezember konnten Interessierte einen von 1.000 der Kästen - "ein kleines Stück dänisches Kulturerbe", wie es von Postnord hieß - online erwerben. Je nach Gebrauchsspuren kosteten sie umgerechnet 200 bis 270 Euro. Die Einnahmen sollen einem guten Zweck zugutekommen. Innerhalb weniger Tage waren alle Briefkästen verkauft.
Ab Januar sollen weitere 200 Exemplare versteigert werden, darunter auch einige, die von dänischen Künstlern gestaltet wurden. Weitere Exemplare der Postkästen, die mehr als 170 Jahre einen Teil des dänischen Stadtbildes ausmachten, dürften einen Platz im Museum finden. Übrigens warnen in Deutschland Ermittler derzeit vor betrügerischen DHL-Zetteln im Briefkasten.
Dänemark bei Digitalisierung top - kaum Papier in der Verwaltung
Dänemark gilt in Sachen Digitalisierung - gerade auch im scharfen Kontrast zu seinem südlichen Nachbarn Deutschland - als Vorreiter. Der Großteil des Schriftverkehrs mit öffentlichen Stellen findet für Däninnen und Dänen längst über digitale Plattformen statt. Im privaten Briefkasten landet meist nur Werbung. Ausnahmen gibt es für diejenigen, die von der sogenannten Digital Post ausgenommen sind: Dazu zählen etwa 300.000 der knapp sechs Millionen Einwohner, darunter manche Ältere auf dem Land.
Die Folgen der Digitalisierung spürte auch Postnord. Das staatliche Unternehmen, zu dem sich die dänische und die schwedische Post 2009 zusammengeschlossen hatten, nahm mit der Zustellung von Briefen in den vergangenen Jahren immer weniger Geld ein. In Zukunft will sich Postnord mit Blick auf den in Dänemark überaus starken Online-Handel vor allem auf die Zustellung von Paketen konzentrieren. Man wolle der bevorzugte Paketlieferant der dänischen Verbraucherinnen und Verbraucher werden, erklärte das Unternehmen, als es im Frühjahr die Einstellung der Briefzustellung ankündigte - und zudem die Streichung von 1.500 Stellen.